Kultur

Cécile Nordeggs “Hofpalaver” – die Unbekannte öffnet sich

© Nordegg

Man kennt sie – und man kennt sie nicht. Cécile Nordegg ist eine Persönlichkeit mit vielen Facetten: gefeierte Schauspielerin, internationale Musikerin, elegante Bühnenerscheinung. Doch wer sie wirklich ist, blieb vielen Menschen in ihrer Heimatstadt Wien lange verborgen. Der Grund: Ihre bisherigen Alben – etwa „No-ce chansons noce“, „Coincidence“, „Alors je danse“ oder „Rien ne va plus“ – waren überwiegend französischsprachig und stilistisch zwischen Jazz, Chanson und Weltmusik angesiedelt. In Wien wurde ihre Musik zwar geschätzt, aber selten wirklich verstanden. Mit Hofpalaver tritt nun ein Wandel ein. Zum ersten Mal singt sie auf Wienerisch – und öffnet damit eine Tür zu ihrer persönlichen Geschichte. Die 18 Tracks des Albums erzählen Geschichten voller Lust, Wehmut, Witz und Melancholie. Wer zuhört, merkt schnell: Diese Stimme kennt man – aber so hat man sie noch nie gehört.

Hofpalaver – Cécile Nordegg feat. Anneliese Dirnbauer

Stimme, Sprache, Nähe

Cécile Nordeggs Stimme war schon immer markant: tief, erzählend, zwischen den Genres verortet. Auf „Hofpalaver“ klingt sie klarer, unmittelbarer, heller – als würde sie direkt mit einem sprechen. Vielleicht liegt das an der Sprache, vielleicht an der Ernsthaftigkeit, mit der sie sich dem Dialekt nähert. Denn obwohl sie ihn nicht in die Wiege gelegt bekam, hat sie ihn sich zu eigen gemacht. Mit Unterstützung der Autorin Anneliese Dirnbauer, die Texte schrieb und übersetzte, entstand ein Werk, das nicht nur musikalisch, sondern auch sprachlich verbindet.

Das Album changiert zwischen Wiener Lied, Chanson, World und Jazz. Immer wieder blitzen osteuropäische Einflüsse auf, mal Klezmer, mal ein rhythmischer Ausbruch. Es ist ein Werk der Vielstimmigkeit – und der Improvisation. Jeder Track erzählt etwas Eigenes, jedes Arrangement steht für sich. Und doch hält alles zusammen: durch Harmonie, durch Haltung, durch eine Stimme, die alles trägt.

Wer zuhört, versteht

Wer „Hofpalaver“ hört, kommt Cécile Nordegg näher. Die Texte sind offen, ehrlich, manchmal humorvoll, oft melancholisch, handeln vom Leben – sind es Erinnerungen? Ihre Stimme verführt den Verstand. Man glaubt, sie nun endlich zu verstehen. Weil sie in einer Sprache spricht, die man kennt. Weil ihre Stimme plötzlich vertraut klingt. Und doch bleibt sie schwer greifbar. Denn Nordegg ist eine Reisende – künstlerisch, geografisch, biografisch.

Cécile Nordegg im Video zum Album “Hofpalaver” | © Klocker / Tooley / Morina

Mit der Präsenz einer Schauspielerin und dem offenen Zugang zur Zusammenarbeit entsteht immer Neues. Ob mit Musiker:innen oder Autor:innen: Cécile Nordegg sucht den Dialog. Die Texte auf Hofpalaver sind in enger Zusammenarbeit mit Anneliese Dirnbauer entstanden – formuliert, übersetzt, verdichtet. Es sind Geschichten, die nicht aus Nordeggs Leben stammen, sondern aus dem gemeinsamen künstlerischen Prozess. Cécile Nordegg beschreibt das Album als „ein Erlebnis, nicht als ein Bekenntnis“.

Während die CD-Neuerscheining promotet wird, ist sie gedanklich längst anderswo: in Dakar, Guatemala, auf der Bühne, im Fluss des Moments. Dort entstehen neue Alben, spontan, live, gemeinsam mit Musikern vor Ort. Dort ist Nordegg zu Hause. Ihr Herz schlägt für den ganzen Planeten.

Am Ende bleibt der Eindruck einer Künstlerin, die sich zeigt – ohne sich preiszugeben. Und vielleicht ist genau das ihr größter Kunstgriff: eine Unbekannte zu bleiben, die man nie ganz durchschaut, aber immer wieder gerne hören will.

Mit vielen Stimmen erzählt

Für die musikalische Umsetzung von Hofpalaver hat sich Cécile Nordegg mit einer Vielzahl an Musiker:innen und Kreativen umgeben. Zu den Mitwirkenden zählen unter anderem Megumi Otsuka, Walter Bass (Piano), Maria Salamon (Violine), Josef Schultner, Andreas Pirringer (Reeds), Rick Musallam, JP Chiche, Ben Leven (Gitarre), Christian Spörk, Andreas Wingert (Bass), Richard Bannert, Alex Meik (Double Bass), Billy Hulting, Lenny Dickson, Phillip Deniflee und Bernold Wiesmayer (Drums, Percussion).

Für die visuelle und Umsetzung des Videos zeichnen verantwortlich: Lauren Klocker (Video Edit), Hanna Gruber (Music Edit), Lawrence Tooley und Alfred Morina (Footage & Photo), Loretta Pflaum (Kostüm, Hair & Make-up) sowie Jonathan Berkh (Grafik).

Aufgenommen wurde das Album im TIC Music Vintage Room von Kurt Richter und Florian Glaszer, das Stück Exü entstand im Kokastudio unter Andreas Wingert. Gemischt und gemastert wurde das gesamte Werk von Kurt Richter bei Sounddistillery.

(key)

Veröffentlicht von
Redaktion

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