Erinnern an 70 Jahre Wiedereröffnung der Staatsoper

Am Dienstag, 5. November 2025, jährte sich die Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper zum 70. Mal. Im Schwindfoyer des Hauses fand aus diesem Anlass ein Festakt statt, der sowohl der historischen Bedeutung des Tages als auch den Opfern des Nationalsozialismus gewidmet war. Neben zahlreichen Ehrengästen nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kultur und Wissenschaft an der Gedenkveranstaltung teil.

Besucher des Festakts in der Wiener Staatsoper. | © Katharina Schiffl

Gedenktafel und Ausstellung eröffnet

Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte in seiner Festrede, die Kultur sei ein wesentlicher Teil des Gründungsmythos der Zweiten Republik. Mit der neuen Gedenktafel, die an der Ringstraße gut sichtbar angebracht wurde, erinnere die Staatsoper an die Opfer des NS-Regimes, die am Haus tätig waren. Staatsoperndirektor Bogdan Roščić hob hervor, wie wichtig eine offene Auseinandersetzung mit der Geschichte sei: Die Oper feiere nicht nur ein Jubiläum, sondern blicke bewusst auf das Vergangene zurück.

Danielle Spera würdigte in ihrer Ansprache jene vertriebenen und ermordeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von den Nationalsozialisten aus der Oper ausgeschlossen wurden. Über der Inschrift der neuen Gedenktafel ist ein Relief von Käthe Kollwitz zu sehen – Die Klage –, entstanden zwischen 1938 und 1941, als Symbol für das Schweigen und das Leid jener Zeit.

Gedenktafel an der Fassade der Staatsoper. | © Katharina Schiffl

Vom Wiederaufbau zum Mythos Staatsoper

Parallel zum Festakt wurde die Ausstellung Zerstörung und Wiederaufbau eröffnet. Sie ist bis Ende Jänner 2026 im Balkonumgang zugänglich und zeigt historische Fotos und Objekte aus dem Jahrzehnt des Wiederaufbaus.

v. l. n. r.: Bogdan Roščić (Direktor der Wiener Staatsoper), Michael Ludwig (Bürgermeister der Stadt Wien), Danielle Spera (ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums Wien), Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Andreas Babler (Vizekanzler), Beate Meinl-Reisinger (NEOS-Parteivorsitzende), Doris Schmidauer (First Lady) und Alexander Pröll (Staatssekretär im Bundeskanzleramt). | © Katharina Schiffl

Begleitend erscheint am 7. November das Buch Im Palast der Selbsterfindung im Molden Verlag. Die Essays darin spannen den Bogen von der Zerstörung 1938 über den Wiederaufbau bis zur Eröffnung 1955 und beleuchten auch problematische Kontinuitäten jener Jahre. Zu den Autorinnen und Autoren zählen u. a. Gerald Heidegger, Oliver Rathkolb und Anna Stuhlpfarrer.

Dokumentation und Premiere im Zeichen der Erinnerung

Der ORF würdigt das Jubiläum mit der TV-Dokumentation Wiener Staatsoper – Weltbühne für Österreich (Ausstrahlung am 5. November um 22.30 Uhr, ORF 2). Der Film von Alexandra Venier und Gerald Heidegger zeichnet nach, wie die Staatsoper über politische Systeme hinweg zur kulturellen Identitätsstifterin Österreichs wurde.

Zum Abschluss des Gedenkjahres steht am 16. Dezember 2025 eine neue Fidelio-Produktion auf dem Spielplan – jenes Werk, mit dem die Staatsoper 1955 wiedereröffnet wurde. Regisseur Nikolaus Habjan inszeniert, dirigiert wird von Franz Welser-Möst.

(PA/red)