Schluss mit Urlaub auf Mallorca, Ibiza und Formentera

Österreich weitet die strengen Einreiseregeln auf weitere Gebiete aus. Ab kommenden Montag gilt auch für die Balearischen Inseln eine Reisewarnung. Außerdem müssen Rückkehrer entweder einen negativen Corona-Test (PCR-Test) vorlegen oder in einer verpflichtenden Quarantäne nachholen, kündigte die Bundesregierung am Dienstag an. Neu betroffen von den Bestimmungen sind die gesamten Balearischen Inseln (Spanien). Das betrifft die Einreise aus Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera nach Österreich für Urlauber. Mit vermehrten Kontrollen an den österreichischen Grenzen ist zu rechnen.

Situation in Europa hat sich verschlechtert

Die Regelung gilt analog zu jener, die für Rückkehrer aus Kroatien mit diesem Montag in Kraft getreten ist. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wird die entsprechende Corona-Einreise-Verordnung, laut der bereits mehr als 30 Risikogebiete von diesen strengen Bestimmungen umfasst sind, entsprechend adaptieren. Zuletzt wurde die Liste der betroffenen Länder am 10.
Montag um Kroatien. “In den letzten Tagen hat sich Situation in ganz Europa, aber auch bei uns leider verschlechtert”, begründete Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) das Vorgehen.

Wer ab Montag bei der Einreise aus Mallorca bzw. den Balearischen Inseln keinen negativen PCR-Test vorweisen kann, für den gelten dieselben Bestimmung wie für die schon bestehenden Risikogebiete: Ohne Test muss man sich in zehntägige Heimquarantäne begeben und dort innerhalb von 48 Stunden einen Corona-Test veranlassen. Ist dieser negativ, darf man die Quarantäne verlassen.  Betreffend Spanien sind nur jene Reisende, die von den Kanarischen Inseln kommen, weiterhin von den Maßnahmen ausgenommen.

Reisewarnung für Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera

Kathedrale der Heiligen Maria in der spanischen Hafenstadt Palma, der Hauptstadt der Baleareninsel Mallorca | © Thomas H.

78 Neu-Infektionen Grund für Reisewarnung

Auf den Balearischen Inseln (Spanien) gab es am Dienstag laut dem Amt für Epidemiologie (Servei balear d’Epidemiologia) 1.545 aktive Coronavirusfälle und damit im Vergleich zum Montag 78 Neu-Infektionen. Seit Beginn der Aufzeichnungen wurden 4.685 Fälle auf den Balearen gemeldet. Mehr als 3.000 Personen gelten aber bereits wieder als gesund. 233 Menschen sind an oder mit dem Virus gestorben. Auf den Kanarischen Inseln gibt es nach Angaben der Regionalregierung aktuell 1.113 aktive Fälle. Insgesamt gab es dort bisher 3.781 bekannte Coronaerkrankungen, 2.502 Fälle gelten als genesen. Es gab 166 Todesfälle. Die Kanaren haben insgesamt rund 2,15 Millionen Einwohner. Auf den Balearen leben 1,2 Millionen Menschen.

Kontrollen an den österreichischen Grenzen

Neben den verschärften Einreisebestimmungen für die Balearen kündigte die Regierungsspitze am Dienstag auch vermehrte Kontrollen an den österreichischen Grenzen an, etwa bei der Einreise aus Mallorca nach Österreich oder von anderen Inseln der Balearen bzw. Kroatien oder dem Westbalkan kommend. Es sollen ab Ende dieser Woche bis zu 500 Polizisten mehr zum Einsatz kommen. Rund zusätzliche 800 Soldaten werden im Rahmen des Assistenzeinsatzes bei den Kontrollen eingesetzt werden, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der auch eine personelle Aufstockung der Gesundheitsbehörden ankündigte.

Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte, dass bei Grenzkontrollen die ressortübergreifende Zusammenarbeit noch weiter ausgedehnt werden soll. Gleichzeitig appellierte er bei der gemeinsamen Pressekonferenz im Kanzleramt noch einmal an die Vernunft der Urlauber. Er wies darauf hin, dass sich die Alterspyramide der mit dem Coronavirus Infizierten komplett gedreht habe. Von über 50 ursprünglich stehe man nun bei einem Durchschnittsalter der Infizierten auf knapp über 31 Jahren.

Anschober kündigt Reform seines Gesundheitsressorts an

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz “Aktuelles zur Lage in Österreich” | © APA/Neubauer

Risikobewusstsein bei Jungen entwickeln

Sieht man sich die Alterspyramide der nach einer Rückkehr aus Kroatien Infizierten an, sinke das Durchschnittsalter auf etwa 23,5 Jahren. Es gelte, bei einem Teil der jungen Menschen das Risikobewusstsein zu entwickeln und verankern. “Der Ballermann ist der beste Freund des Virus. Je dichter es ist, je mehr gefeiert wird, desto problematischer ist es”, so Anschober. Er appellierte, weiterhin den Mindestabstand einzuhalten. Denn auch junge Menschen könnten erkranken und v.a. Überträger sein, betonte er.

Gratis-Testmöglichkeiten für schnelle Quarantäne

Anschober wie auch Kurz verwiesen auf die eingerichteten Gratis-Testmöglichkeiten, die derzeit für Kroatien-Rückkehrer angeboten werden. Aktuell gibt es 38 dieser “Drive-Ins” in ganz Österreich, vermittelt werden diese über die Hotline 1450. Diese Maßnahme für Kroatien-Rückkehrer gelte noch bis Freitag dieser Woche. Eine ähnliche Möglichkeit sei für Balearen-Rückkehrer geplant, Details werde man am Mittwoch bekannt geben, sagte Anschober. “Alle, die dort sind, können sich direkt am Flughafen testen lassen”, so Kurz zu den Plänen. Derzeit würden die
bestehenden Teststationen “enorm” in Anspruch genommen, mittlerweile seien deutlich über 7.000 Personen für die Gratistestungen angemeldet, sagte Anschober. Viele davon seien asymptomatisch. “In diesem Fall geht es (die Testung, Anm.) auch ohne Symptome, weil wir da Sicherheit geben wollen.”

Verantwortung von österreichischen Politikern

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) appellierte an die Eigenverantwortung der Österreicher und rief dazu auf, den Urlaub möglichst im eigenen Land zu verbringen. Gleichzeitig verwies er auf die geplante Verstärkung der Grenzkontrollen; diese würden vor allem in Kärnten und Tirol durchgeführt werden. Es gehe auch darum, Umgehungsmöglichkeiten für Westbalkan-Rückkehrer zu verhindern, die etwa über Slowenien einreisen, sagte er. Derzeit würden sich mehr als 20.000 Menschen in Quarantäne befinden, auch hier stehe die Polizei bereit, diese Maßnahmen zu überwachen, so Nehammer, der auch daran erinnerte, dass bei Nicht-Einhalten der Bestimmungen empfindliche Geldstrafen drohen.

(APA/red)