Brezina lässt die “Geschichte der Erde in Reimen” keimen

Alles fing mit dem Urknall an. Was sich seither getan hat, fasst Thomas Brezina in seinem neuen Buch „Die Geschichte der Erde in Reimen“ zusammen. Auf über 400 Seiten zeichnet er mithilfe eines wissenschaftlichen Teams und einem tollen Illustrator die Eckpunkte der menschlichen Spezies auf. Die Präsentation durch den Autor fand am 4. Oktober im Festsaal der Universität Wien statt. Nach einer Einleitung von Dekanin Christina Lutter und dem Historiker Thomas Hellmuth, der das Vorwort verfasst hat, gab Thomas Brezina spannende Einblicke in die Entstehung des Buches, aus dem er einige Passagen vorlas.

Buchvorstellung "Die Geschichte der Erde in Reimen" von Thomas Brezina

Präsentation im Festsaal der Universität Wien von “Die Geschichte der Erde in Reimen” | © Michael Prügl

Thomas Brezina schreibt Geschichte

Der Titel und das Cover des Buches illustrieren recht anschaulich, dass „Die Geschichte der Erde in Reimen“ weniger die Erdgeschichte behandelt, sondern viel mehr die Menschheitsgeschichte. Auf diesen Umstand wies Christina Lutter am Beginn der Veranstaltung indirekt hin. Die Unterscheidung mag in diesem Kontext nicht von großer Bedeutung sein, aber nachdem eine ganze Riege akademisch gebildeter Expert*innen an dem Buch mitgewirkt hat, schien eine gewisse Klarstellung wohl nötig gewesen zu sein. Der Grund liegt auf der Hand: die Menschheitsgeschichte beträgt vielleicht eine Sekunde in der fiktiven Stunde seit Entstehung unseres Sonnensystems und der Erde im Universum. Im Buch nimmt der Einfluss des Menschen ab Seite 144 volle Fahrt auf. Die menschliche Perspektive wird gegen Ende immer politischer zum Ausdruck gebracht.

Sachbuch für den Klassenunterricht

Die Geschichte der Erde ist für uns Menschen natürlich unabdingbar mit uns selbst verknüpft. Das liegt wohl an der biblischen Schöpfungsmythologie, die nach wie vor unser Selbstverständnis prägt. Im vorliegenden Werk fand Religion keinen Platz. Dieses Thema wurde bereits im Bestellerbuch „Die Bibel in Reimen“ zu Genüge abgehandelt. „Die Geschichte der Erde in Reimen“ folgt einer streng wissenschaftliche Betrachtungsweise, die für die Auswahl der Themen maßgebend war. Thomas Brezina ließ sich von allerlei Expert*innen beraten, damit ja kein Unsinn herauskommt. Die potentielle Gefahr, Teile unserer “woken” Gesellschaft zu empören, würde sich unweigerlich auf den Verkauf auswirken. Schließlich soll das Sachbuch auch zur Erziehung im Klassenunterricht herhalten. Mit „Die Bibel in Reimen“ ist dies schon einmal gut gelungen.

Buch Cover "Die Geschichte der Erde in Reimen"

Das Buch “Die Geschichte der Erde in Reimen” von Thomas Brezina enthält Illustrationen von Pablo Tambuscio.

Rhythm is a dancer / Kunst des Reimens

Damit sich dieses Kunststück wiederholt, durften honorige Akademiker mit ellenlangen Titeln ihren Senf dazugeben, um es mal salopp auszudrücken. Das Reimen blieb jedoch ganz alleine dem Autor Thomas Brezina vorbehalten. Was gar nicht so einfach ist in einer Zeit, wo nur mehr im Werbefernsehen oder in der Heute-Zeitung gereimt wird. Der Reim ist im weiteren Sinne eine Verbindung von Wörtern mit ähnlichem Klang. Bei der Präsentation von „Die Geschichte der Erde in Reimen“ im Festsaal der Universität Wien führte Brezina vor, welcher Sprechrhythmus beim Vorlesen angewendet werden muss, um flüßig vorzutragen. Pro Vers (vier bis acht Zeilen) spendiert der Autor einen Reim, selten zwei. Die erste Zeile bleibt meist ungereimt. Hat man als Vorlesender dieses Muster erkannt, findet man schnell den Rhythmus.

Geschichte der Erde in Reimen

Sechs Monate reine Schreibarbeit und 17 Versionen hat es gebraucht, bis alle Beteiligten zufrieden waren mit ihrem Werk. Auf die Frage eines Besuchers bei der Buchpräsentation, was er heute vielleicht noch ändern würde, antwortete Brezina mit fester Stimme – “Nichts!”. Befragt nach einem Lieblingskapitel im neuen Buch, nannte der Autor (aus reiner Höflichkeit) den Inhalt auf Seite 241: Wie die Hose erfunden wurde. Darin ist auch ein Beispiel für einen reimlosen Vers (ausser man lässt Wildheit und Beinkleid gelten):

So manches Volk war hoch zu Ross
bekannt für seine Wildheit,
mit Pfeil und Bogen sehr geschickt,
doch brauchte man ein Beinkleid.

Der Festsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. | © Michael Prügl

Die zauberhaften Zeichnungen im Buch „Die Geschichte der Erde in Reimen“ stammen vom Illustrator Pablo Tambuscio. Die gebundene Ausgabe mit 416 Seiten aus dem Brezina-Verlagshaus “Joppy” ist im österreichischen Buchverlag edition a erschienen und wird aktuell um 26 Euro zum Verkauf angeboten.

(PA/key)