Gotik als Moderne: Albertina eröffnet „Gothic Modern“

Mit Gothic Modern. Munch, Beckmann, Kollwitz eröffnet Ralph Gleis seine erste große Ausstellung als frisch berufener Direktor der Albertina. Rund 200 Werke sind ab 19. September bis 11. Jänner 2026 zu sehen – darunter Gemälde, Grafiken und Skulpturen von Edvard Munch, Max Beckmann, Käthe Kollwitz, Egon Schiele oder Paula Modersohn-Becker. Ihnen zur Seite gestellt werden Meister der Gotik wie Dürer, Holbein oder Baldung Grien.

Neuer Akzent von Ralph Gleis

Dass Gleis die Eröffnung seiner Amtszeit nicht mit einem Blockbuster zu Klimt oder Picasso, sondern mit einem intellektuell anspruchsvollen Thema bestreitet, ist mehr als ein Signal. Er versteht die Albertina nicht nur als Hort ikonischer Meisterwerke, sondern als Diskursraum, in dem Kunstgeschichte neu erzählt wird. „Die Moderne war nicht bloß Bruch, sondern auch Rückgriff auf die expressive Kraft der Gotik“, so Gleis programmatisch. Damit markiert er eine Haltung: weniger Nostalgie, mehr Analyse, weniger museale Routine, mehr überraschende Querverbindungen.

Historisches Wien als Knotenpunkt

Gerade Wien um 1900 war für Künstlerinnen und Künstler wie Munch, Gallen-Kallela oder Kollwitz ein Schmelztiegel, in dem gotische Ausdrucksformen neu gelesen wurden. Gleis greift diesen transnationalen Kontext auf und zeigt die Stadt als Knotenpunkt künstlerischer Vernetzung. Damit knüpft er zugleich an die internationale Dimension seines Hauses an: Die Schau entstand in Kooperation mit Helsinki und Oslo – und positioniert die Albertina als Player im europäischen Museumsverbund.

Gothic Modern ist mehr als eine große Herbst/Winterausstellung. Sie ist ein Auftakt, der deutlich macht, wohin Gleis mit der Albertina steuern möchte.

Infos: www.albertina.at

(PA/red)