Valie Export schenkt Schaffenswerk dem Filmmuseum
Die heimische Medienkünstlerin Valie Export überantwortet dem Österreichischen Filmmuseum ihr filmisches Gesamtwerk als Schenkung. Dieses umfasst Originalnegative ebenso wie Vorführmaterialien von Kurz- und Spielfilmen sowie umfangreiches Arbeitsmaterial, hieß es. Damit soll das filmische Werk von Export “für zukünftige Generationen erhalten bleiben”. Aber nicht nur das ihrige, denn es gehört auch jenen Künstlern und Kunstdarstellern, die daran beteiligt waren. Allen voran Peter Weibel.
Die Künstlerin Waltraud Lehner (geb.) alias Valie Export, die heuer am 17. Mai ihren 80. Geburtstag feierte, hat das Österreichische Filmmuseum in Wien seit Langem als Partner, gab sie doch bereits in den 1980er-Jahren Originalmaterialien ihrer Filme Peter Konlechner, dem Gründungsdirektor der Institution. 2007 folgte die erste umfassende Retrospektive zu ihren Filmen und Videos. Im Vorjahr gab es auch eine Zusammenarbeit bei der Digitalisierung ihrer Werke.
Die Arbeit des Filmmuseums habe sie von Anfang an begleitet, wird die Künstlerin zitiert. Sie sei “von der Programmarbeit und dem Professionalismus des Filmmuseums begeistert”. Mit der Schenkung wolle sie nun sicherstellen, “dass mein filmisches Werk auf lange Zeit sicher aufbewahrt und zugänglich bleibt”.
Valie Export für zukünftige Generationen
Filmmuseumsdirektor Michael Loebenstein lobte die Experimentalfilmemacherin als “die bedeutendste zeitgenössische Künstlerin an der Schnittstelle zwischen Film, Medienkunst, feministischer Praxis und Theorie”. Ihr Werk sei “in seiner Konsequenz und Radikalität heute so aktuell wie zu seiner Entstehungszeit. Es ist uns daher eine Ehre und Freude dafür zu sorgen, dass es auch zukünftige Generationen inspirieren, aufwühlen und begeistern kann.”
Über die Feministin und ihre genialen Partnern
Die frühen Werke von Export zeichnen sich durch die Auseinandersetzung mit Feminismus, Aktionskunst und dem Medium Film aus. Ganz in der Tradition der Wiener Experimentalfilm Szene in den 1960er Jahre beginnend, die international Aufsehen erregte, und noch heute als der Inbegriff für avantgardistische Filmkunst aus Österreich gilt.
Ende der Sechziger Jahre arbeitete sie gemeinsam mit ihrem neuen Partner Peter Weibel, der ihre besten Arbeiten entscheidend mitgestaltet hat. Mit dem Markenzeichen VALIE EXPORT war sie schon damals darauf bedacht, die kollaborative Arbeiten ihrer Person als Marke zuzuschreiben. Ihre berühmtesten Arbeiten sind für ein feministisches Frauenbild nach heutigen Standards hinterfragenswert.
Aus Wikipedia: Eine ihrer bekanntesten Aktionen war das Tapp- und Tastkino. Bei dieser Performance auf öffentlichen Plätzen trug Export eine lockige Perücke, war geschminkt und trug über ihren nackten Brüsten einen Kasten mit zwei Öffnungen. Der restliche Oberkörper war mit einer Strickjacke bedeckt. Peter Weibel warb durch ein Megafon und lud die Schaulustigen zum Besuch ein. Diese hatten 33 Sekunden lang Zeit mit beiden Händen durch die Öffnungen zu strecken und die nackten Brüste der Künstlerin zu berühren.
Kommunen-Sexismus war, na klar, Feminismus
Valie Export sagte später zu dieser Aktion: „(…) das Tapp- und Tastkino – das war Straßenaktion, es war Feminismus, es war Expanded Cinema, es war Film; ich nannte das Tapp- und Tastkino damals auch Tapp- und Tastfilm. (…), denn ich sagte damals, jeder Mensch kann diese Filmaktion durchführen, Filminstallation ausführen, es gibt kein Original.“ Sie sah diese Aktion als „erweitertes Kino, das Filmzuschauer mit dem konfrontiert, was im abgedunkelten Saal als normal angesehen wird: der voyeuristische Blick auf Frauenkörper.“
Umgedeutet: Die Muse des Filmemachers ward berühmter als das Original
(APA/red)