Digital News Report 2020 zeigt Trends und Fakten

Der jährliche Digital News Report des Reuters Institute for the Study of Journalism (DNR) gilt als Leitwährung der internationalen Medienforschung und liefert Antworten auf Fragen zur weltweiten digitalen Mediennutzung. Reichweite, Klick-Zahlen und Nachrichten-Feeds sind auf einem zuvor kaum erreichten Niveau. Allerdings stimmt die hohe Nachfrage nicht mit den Geschäftsmodellen der Nachrichtenorganisationen überein. Es fehlt an der Möglichkeit zur Monetarisierung der Zugriffe. Werbeauftraggeber haben sich zurückgezogen, weil im Themenumfeld von Abstandhalten, Daheimbleiben und Maskentragen kein Absatz ihrer Produkte und Dienste ökonomisch sinnvoll erscheint.

Interesse an Nachrichten, gesamt – internationaler Vergleich

Die Abhängigkeit der Medienunternehmen und Verlage von Werbeerlösen schränkt trotz erhöhten Interesses der Bevölkerung an Nachrichten die Möglichkeiten von Journalisten ein. Viele Ressortbereiche in etablierten Medienhäusern benötigen keine Redakteure, bis Sportveranstaltungen und Events mit Publikum wieder losgehen. Die Verbreitung politischer Informationen von Seiten der Österreichischen Bundesregierung ist seit Monaten die Haupteinnahmequelle aller großen Medienunternehmen des Landes.

Politische Werbung in Medien; EinschŠtzung

Digital News Report 2020

Die wichtige Rolle des unabhängigen Journalismus in Österreich wird nicht infrage gestellt. Mehr als die Hälfte der Befragten (54,3%) sprechen sich gegen politische Werbung auf Facebook, Google und Twitter aus, und sehen diese in der Verantwortung, die Verbreitung unwahrer politischer Informationen über ihre Plattformen zu verhindern (56,4%). Genauso sprechen sich 45,5% sich gegen politische Werbung im Fernsehen aus. Ebenso sehen deutlich über 50% der Befragten (56,4%), Online-Plattformen in der Verantwortung, wenn es um die Verbreitung und das Blockieren potentiell unwahrer politischer Informationen geht.

Bedeutung unabhängiger Journalismus

Wichtigkeit und Bedeutung von unabhängigem Journalismus

Öffentliche Institutionen haben letztes Jahr 178 Millionen Euro in die Medienwerbung gepumpt, und nicht einmal das reicht aus, um die Ausfälle der Werbeumsatzträger, Detailhandel, Tourismus, Reise, etc. in einem Maße abzufedern, dass Journalisten weiterhin bezahlt werden können. Der Kern des Mediengeschäfts. die journalistische Berichterstattung, kann in vollem Masse nicht weitergeführt werden.

Der Digital News Report 2020 für Österreich und die übrigen teilnehmenden Länder fokussiert sich auf Nachrichtenkonsum im Internet und behandelt viele Aspekte. Die signifikante Rolle spiegelt sich in den hohen Zugriffszahlen auf große Nachrichtenportale, allen voran orf.at mit rund 4,2 Millionen Besuchern pro Monat aus Österreich.

Ein Viertel der User sind Online News Junkies

Bei der Nachrichtenaffinität der Österreicherinnen und Österreicher konnte in den letzten drei Jahren kein große Veränderung bemerkt werden. Der Plattfond an potentiellen Konsumenten, die ein differenziertes Nachrichtenangebot interessiert, ist bildungsdemographisch gedeckelt und scheint längst erreicht. Etwa 26 % der Befragten der Studie zählen zu den Nachrichten-Enthusiasten. Nachrichten besitzen bei dieser Gruppe einen besonders hohen Stellenwert. Rund 61 % der Befragten zeigen als sogenannte “Schlagzeilen-Folger” großes Interesse an Nachrichten und nutzen diese ein bis fünfmal täglich. Als Gelegenheits-Nutzerinnen und Nutzer können – genau wie im Vorjahr – rund 12,5 % der Befragten bezeichnet werden.

Fernsehen als Hauptnachrichtenquelle

Die beiden meist genannten Nachrichtenquellen sind TV-Nachrichtenprogramme (63,3%; als Hauptnachrichtenquelle: 32%) und Radio- Nachrichtenprogramme (57.3%; als Hauptnachrichtenquelle: 16%). Im Vergleich zu den Vorjahren, lässt sich dieses Jahr ein starker Anstieg bei der Radionutzung erkennen (+ 11,8 Prozenpunkte allgemein, +4,1 Prozentpunkte bei der Hauptnachrichtenquelle).

Hauptnachrichtenquellen gesamt, im Jahresvergleich

Fragt man die Österreicher, “welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt”, nennen knapp 40 Prozent News Portale von Zeitungen und anderen Nachrichten Portalen im Internet. Etwa 46% beziehen Nachrichten aus Sozialen Medien wie Facebook, die wiederum auch von Zeitungen und Online News Portalen stammen, die Links zu ihren Artikeln im Feed platzieren. Genauso werden in Messenger-Diensten wie Whatsapp Nachrichten heiß diskutiert und Links geteilt.

Neu und beliebt bei den Jüngeren ist TikTok. Hier werden Nachrichten kompakt als Kurzvideo und ohne direkte Weiterleitung zu News Seiten geliefert. Eine Gratiszeitung mit News Portal hat am 3. Juli seinen Lesern das Löschen der App TikTok nahegelegt.
Komplett ausgelassen im Report der Universität Salzburg wurde das Auffinden von Nachrichten über Suchmaschinen und dessen Signifikanz bei der Nachrichtenbeschaffung.

Übungen, Quizzes und Online-Videos gibts auch kostenlos auf der ClassNinjas App

Übungen, Quizzes und Online-Videos gibt es kostenlos auf der ClassNinjas App

Begriffe von Bedeutung

Wird nach der Einstellung zu Sozialen Medien gefragt, kommen die Begriffe schnell durcheinander. Wenn Unternehmungen wie Facebook, Google und Twitter eine gemeinsame Gruppe darstellen sollen, kann ein verzerrtes Meinungsbild entstehen. Folgende Definitionen sollten gemeinhin gelten und sind mit Beispielen versehen:

  • Social Media-Plattformen: Facebook, Twitter, Instagram, Snap Chat, TikTok, Youtube
  • Messenger Dienste: WhatsApp, FB Messenger, Signal, Telegram
  • Suchmaschinen: Google, Bing, Yahoo
  • Online News Portale: orf.at, derstandard.at; keymedia.at
  • Zeitungsportale: diepresse.com, falter.at, profil.at
  • News Portale mit Zeitschriften-Brand: krone.at; heute.at; woman.at
  • Owned Media News Portale: zackzack.at; puls4.com; dossier.at;
  • Government News Portale: orf.at
  • Nachrichtendienste: apa, orf
  • Nachrichtenagenturen: apa, orf
  • Presse Service, Presseverteiler: apa ots, leisuregroup.cc

Zahlen richtig interpretieren

Wenn man davon ausgeht, dass rund die Hälfte der Bevölkerung Nachrichten auf Online Portalen regelmäßig und bewusst anklickt, und Höhergebildete verstärkt komplexe Artikel und Nachrichteninhalte lesen, jedoch die meiste Zeit des Tages ohnehin vor dem Fernseher sitzen, fragt man sich, wo all die Leser von Online Nachrichten herkommen, die von den Medienunternehmen regelmäßig gemeldet werden.

Eine Bewegtbildstudie von GfK im Auftrag von AGTT und RTR Austria bescheinigt klassischem Fernsehen (inklusive Sender-Mediatheken) eine Wochenreichweite von knapp 100 Prozent in jeder Altersgruppe. Insgesamt konsumieren die Österreicher täglich 219 Minuten Bewegtbildinhalte. 85 Prozent davon entfallen in der Gesamtbevölkerung (P14+) auf klassisches Fernsehen (linear und nichtlinear). Viele gebildete Österreicher verbringen Stunden am Tag mit Bücherlesen, studieren Quellen aus dem Ausland, lesen Klatschpresse oder beschränken ihren Medienkonsum auf das notwendigste.

Ergebnisse ÖWA Plus 2019-IV

6,1 Millionen Unique User haben im 4.Quartal 2019 die Angebote der ÖWA Plus 2019-IV genutzt, das sind 93,2% der Internetnutzer in Österreich ab 14 Jahre, sagt der aktuelle Report. Der Begriff “Unique User” steht für jede einzelne Person in Österreich, die regelmäßig eines von 93 Online Angeboten inklusive drei Vermarktungsgemeinschaften und 548 buchbaren Belegungseinheiten im vierten Quartal aufgesucht hat. Von ORF.at bis netdoktor.at über willhaben.at bis oe24.at – kurz gesagt das Who ist Who der österreichischen Digitallandschaft ist in der ÖWA vertreten und konkurriert um jeden einzelnen der 6,1 Millionen Unique User.

Die mysteriöse Unique Userin

8,9 Millionen Menschen leben zurzeit in Österreich. Bei den Männern zwischen 25 und 64 Jahren hatten 2017 nur 15,1% keinen über den Pflichtschulabschluss hinausgehenden Abschluss und bei den Frauen waren es 20,9%. Es gibt etwa 1 Million funktionelle Analphabeten im Land. Höchste abgeschlossene Ausbildung mit Stand 2017 in Österreich:

  • AHS 304.360
  • BHS 422.161
  • Kolleg 38.614
  • Akademie 113.784
  • Hochschule 746.049

ÖstereicherInnen mit höherem Schulabschluss: 1.624.968

Die ÖWA-Grafik veranschaulicht, dass 32,7% aller Internetnutzer in Österreich, die Matura oder Universitätsabschluss haben, sowohl mobil als auch stationär surfen. Laut Online-Reichweitenstudie ÖWA Plus wurde das Onlineangebot des ORF im 4. Quartal 2019 erstmals von mehr als vier Millionen Userinnen und Usern (4,092.000 Unique User, anm.) pro Monat genutzt. Rund 2.000.000 Österreicher werden als höchstgebildet in der Statistik Austria angeführt, Der Medienkonsum auf ORF.at kann durchaus als Gradmesser für die Gewohnheiten eines typischen Lesers von News Portalen herhalten. Überschlagsmäßig zeigt sich folgendes Bild für Österreich:

  • 8,9 Millionen Menschen leben zurzeit in Österreich
  • 17 Prozent zwischen 16 bis 65 Jahren sind funktionelle Analphabeten
  • 25% der Österreicher haben Matura oder Uniabschluss
  • 6,6 Millionen Österreicher sind Internetuser (Gesamtinventar)
  • 33% aller Internetnutzer in Österreich haben Matura oder Universitätsabschluss
  • 4 Millionen aus Österreich schauen jedes Monat auf orf.at (Newsaffinität)

Wie viele Unique Online User hat das Land?

Die Zahlen der ÖWA bekräftigen den Eindruck, dass rund 4,5 Millionen Österreicher für 100 Prozent des Konsums von Nachrichtenseiten auf Online News Portalen verantwortlich sein müssen. Wenn ein Viertel aller 6,6 Millionen internetverbundenen Österreicher “News Junkies” sind, und bei ihrem täglichen Medienkonsum von 219 Bewegtbild-Minuten auch noch sieben verschiedene österreichische Online News Seiten besuchen, dann hinterlässt diese Gruppe pro Monat einen Footprint über 2,2 Millionen Unique User auf bis zu sieben verschiedenen News Seiten (monatliche Besucher einer Webseite). Gesteht man den restlichen 4,4 Millionen Internetusern, von denen 80 Prozent Newsaffintät haben, weitere zwei News Webseiten pro Tag als Lesestoff zu, kommen hoch geschätzt weitere 3 Millionen Unique User dazu, von denen eine Million orf.at verweigert. Der Pool an Usern is zwar groß, aber Zeit, Bildungsrad, Alter und Lebensumstände lassen nur eine bestimmte Zeit für den Konsum von Online Medien zu.

Glossar zu Visit, Unique Client, Unique User und Pageimpression

Die Anzahl der Handys, Tablets, Laptops oder Desktop Computer, die Webseiten einer Domain regelmäßig abrufen, ergibt die Zahl an monatlichen Unique Clients. Sie gilt als “harte Währung” bei der Messung von Zugriffszahlen auf Onlineportalen und bringt den kleinstmöglichen Wert zum Vorschein, der einer Website monatlich zugerechnet wird. Die Zahl umfasst nicht mehrere Seitenbesuche innerhalb eines Monats genauso wenig die Anzahl der Seitenaufrufe bei jedem Besuch. Die Diskrepanz lässt sich in der aktuellen ÖWA-Analyse (Österreichische Web Analyse) für den Monat März etwa am Beispiel Falter.at ablesen.

Das Online Portal der Wiener Wochenzeitung verzeichnete im April rund 1.000.000 Visits (Seitenbesuche) von denen 690.000 als Unique Clients ausgewiesen werden. In Summe verzeichnete Falter.at stolze 2.800.000 Page Impressions (Seitenaufrufe/Queries). Eine einfache Interpretation dieser Werte lautet: Insgesamt 690.000 verschiedene Endgeräte (Unique Clients) haben eine Webadresse auf falter.at aufgerufen, und dabei folgende Bedingungen erfüllt:

  • Browser hatte bereits ein Cookie von Falter.at im Speicher durch einen früheren Visit
  • Nach zumindest 24 Stunden wurde im April ein nochmaliger Aufruf vom selben Browser getätigt

Wenn ein User im März die Website einmal besucht hat und im April noch einmal kommt (selber Browser), wird ein “Unique Client” (ab dem zweiten Seitenaufruf) verbucht. Ein einzelner Aufruf ohne Wiederkehr im gesamten Zählmonat würde nur als “Visit” zählen. Wer bei einem Besuch viele Seiten anklickt, erhöht ausschließlich die Zahl der “Page Impressions”. Die werden nicht nur von Menschenhand erzeugt, sondern können auch durch Bots und andere Trigger ausgelöst werden. Ad-Server, Suchmaschinen und Analyse-Skripte crawlen permanent Webangebote. Manche Bots können sich wie Menschen verhalten, um nicht als Maschinenzugriff erkannt zu werden.

Unique Client vs. Human

Nicht nur die Werbewirtschaft, die ihre Spendings für Online Werbung (auch) anhand der ÖWA-Analysen plant, ist der Faktor Mensch entscheidend. Ein “Unique Client” bringt nicht zum Ausdruck, ob eine oder mehrere Personen oder Geräte im Spiel waren. Hierfür gibt es ein anschauliches Beispiel: Der Büroangestellte Franz surft nach dem Aufstehen auf seinem Handy auf drei Nachrichtenportalen und liest Artikel, fährt danach ins Büro, schaut sich dort am Desktopcomputer noch einmal drei österreichische Newsportale an, und wiederholt das ganze abends auf seinem Laptop im Wohnzimmer. Man könnte Herrn Franz durchaus als heavy Online News Leser bezeichnen. Seine zusätzlichen Besuche auf bild.de, spiegel.de, facebook, youtube & Co und den Fernsehkonsum mal beiseite gelassen. Herr Franz surft regelmäßig auf drei Endgeräten und kann dabei gut und gerne acht verschiedene Browser verwenden: Chrome, Safari, Facebook, Firefox für Desktop und Mobile. Jede Anwendung speichert Cookies separat im Anwendungsspeicher und zählt als Client. Jemand wie Herr Franz würde auf der Monatsliste der ÖWA Basic nicht nur beim Falter, sondern auf sämtlichen Newsportalen, die er im März besucht hat, als mehrfacher Unique Client gezählt. Nämlich für jeden Browser auf jedem Gerät.

Zahlenjongleure am Werk

Die Zahl der Unique Clients ist also immer viel höher als die tatsächliche Benützung durch einzelne Individuen. Die ÖWA Plus Messung, die quartalsweise veröffentlicht wird und zuletzt ihre ÖWA-Analyse 2019-IV präsentierte, erlaubt nähere Rückschlüsse auf die “tatsächlich” angenommenen Besucherzahlen eines Webangebots. Weil oft mehrere Personen ein und den selben Computer benützen oder sich ein Smartphone teilen, müssen auch diese Parameter einfließen und andere herausgefiltert werden, um anhand der Unique Clients leibhaftige User aus Österreich bestimmen zu können. Zugriffe aus dem Ausland werden nicht aufgeschlüsselt. Ebenso Seitenaufrufe, die nachträglich aus der Wertung fallen, weil keine verifizierbare menschliche Interaktion stattfand oder weil der abgerufene Content von einem Bot stammte. Am Beispiel Falter.at sehen wie die monatlich gemeldeten Zahlen von September bis Dezember 2019:

Unique Clients Falter.at – ÖWA Basic

  • September 2019: 467.253
  • Oktober 2019: 409.573
  • November 2019: 590.832
  • Dezember 2019: 396.069

Unique Clients durchschnittlicher Monat: 465.931

In der neu veröffentlichten ÖWA-Plus werden alle Männer und Frauen aus Österreich aufgezählt, die zwischen September und Dezember 2019 die Webseite falter.at aufgerufen haben.

Unique Clients Falter.at – ÖWA Plus Quartal IV

  • Wien: 147.000
  • Burgenland: 9.000
  • Kärnten: 11.000
  • Niederösterreich: 66.000
  • Oberösterreich: 32.000
  • Salzburg: 10.000
  • Steiermark: 36.000
  • Tirol: 17.000
  • Vorarlberg: 6.000

Unique User (echter Internetnutzer) durchschnittlicher Monat: 335.000

Diese Gegenüberstellung zeigt das Zahlenverhältnis zwischen Endgerät und Mensch laut ÖWA-Plus-Messung am Beispiel falter.at. Rund 75% der ausgewiesenen Unique Clients im monatlichen Basic-Bericht sind Männer und Frauen aus Österreich. Bei den verschwundenen 25% muss es sich also um User handeln, die vom Ausland herkommend falter.at angesurft haben oder als ein und der selbe User verschiedener Endgeräte identifiziert werden konnte, was die logische Annahme sein müsste. Herr Franz aus obigem Beispiel ist (sollte) 1 echter Internetuser von durchschnittlich 335.000 anderen (sein), die monatlich auf falter.at at reinschauen. Als Unique Client wurde Herr Franz aufgrund seiner Surfgewohnheiten in der ÖWA Basic mehrfach verbucht. Die Bereinigung der Daten spiegelt sich in der ÖWA-Plus wieder.

So weit die Theorie, denn nur wenige Details aus den Userströmen sind für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmt, weil geschürfte Daten einerseits dem Betriebsgeheimnis und andererseits dem Datenschutz unterliegen. An sich vorhandene Erkenntnisse werden aus verschiedensten Gründen nicht ins Messergebnis der ÖWA einberechnet, was Unschärfen erzeugt. Anhand eines weiteren Beispiels lässt sich mehr herauslesen:

Unique Clients DerStandard.at

ÖWA Basic

  • September 2019: 6.527.732
  • Oktober 2019: 6.817.930
  • November 2019: 6.614.966
  • Dezember 2019: 6.185.345

“Unique Clients” durchschnittlicher Monat: 6.536.493

Unique Clients Der Standard.at Network  – ÖWA Plus Quartal IV

  • Wien: 702.000
  • Burgenland: 76.000
  • Kärnten: 140.000
  • Niederösterreich: 504.000
  • Oberösterreich: 374.000
  • Salzburg: 127.000
  • Steiermark: 335.000
  • Tirol: 196.000
  • Vorarlberg: 83.000

Unique User (echter Internetnutzer) durchschnittlicher Monat: 2.546.000

Der Anteil an Unique User auf derstandard.at aus Österreich beträgt nur magere 40% der gemeldeten Unique Clients. 4.000.000 Unique Clients sind nicht österreichischen Ursprungs oder aus anderen Gründen nicht gezählt worden. Die Diskrepanz zwischen ÖWA Basic und ÖWA Plus ist allemal verblüffend. Noch ein Beispiel:

Unique Clients heute.at ´

ÖWA Basic

  • September 2019: 3.521.965
  • Oktober 2019: 3.804.543
  • November 2019: 3.793.644
  • Dezember 2019: 4.338.585

“Unique Clients” durchschnittlicher Monat: 3.864.684

Unique Clients heute.at Network

ÖWA Plus Quartal IV

  • Alle Bundesländer: 1.999.000

Unique User (echter Internetnutzer) durchschnittlicher Monat: 1.999.000

Die Zahl der gemeldeten Unique Clients von heute.at entspricht auch in diesem Beispiel etwa 50% der Unique User aus Österreich. Dass die Hälfte der Zugriffe aus dem Ausland gekommen ist, scheint unlogisch, weil die meisten leicht rauszufiltern wären. Woher kommen also die ganzen Zugriffe und warum sind es so viele? Eine Jubelmeldung über beispielsweise 3.800.000 Unique Clients im September 2019 zeigt nach Veröffentlichung der ÖWA Plus (sechs Monate später) ihren wahren Wert: 2.000.000 Menschen aus Österreich sollen beteiligt gewesen sein. Ein Blick auf profil.at könnte den entscheidenden Hinweis liefern.

Unique Clients profil.at

ÖWA Basic

  • September 2019: 567.320
  • Oktober 2019: 427.916
  • November 2019: 356.135
  • Dezember 2019: 308.410

“Unique Clients” durchschnittlicher Monat: 414.945

Unique Clients profil.at ÖWA Plus Quartal IV

  • Alle Bundesländer: 250.000

Unique User (echter Internetnutzer) durchschnittlicher Monat: 250.000

Das Zahlenverhältnis zwischen Endgerät-Messung (Unique Client) und nachträglicher Personen-Zuordnung (Mann/Frau=Unique User) laut ÖWA-Plus-Messung am Beispiel profil.at besagt, dass rund 60% aller monatlichen Unique Clients aus Menschen in Österreich bestand. Die restlichen Unique Clients aus der monatlichen Erhebung müssen von woanders hergekommen sein. Jedenfalls waren es keine Personen auf österreichischem Staatsgebiet, die auf übliche Weise eine Seite aufrufen, sonst wären sie in die ÖWA-Plus eingerechnet worden. Die Online Angebote von Falter und Profil lassen sich von ihrer thematischen Ausrichtung und Reichweite recht gut miteinander vergleichen.

Das höher gebildete Wesen

Die ÖWA Plus 2019-IV liefert für 93 Online Angebote (inkl. VGs und Channels) und 548 buchbare Belegungseinheiten Unique User und Page Impressions im Quartal, pro durchschnittlichem Monat und durchschnittlicher Woche sowie Reichweite absolut und in Prozent der Internetnutzer bzw. der Gesamtbevölkerung. Das ÖWA Plus-Universum steht für 6,1 Mio. österreichische Internetnutzer

Alle ÖWA Angebote 2019-IV (90 angeführt) ergeben zusammen gerechnet 82.102.000 Unique User pro Monat. Da Mehrfachnennungen enthalten sind (Dachangebot / Einzelangebot / Vermarktungsgemeinschaften) soll nachstehend nur ein repräsentativer Anteil der beliebtesten Nachrichtenportale (Einzelangebote) betrachtet werden. 6,1 Millionen ÖWA-Usern in Österreich steht eine Auswahl von 20 Nachrichtenseiten zur Auswahl:

EINZELANGEBOT / UU MONAT / MATURA / UNIVERSITÄT / KOMBINIERT

  • derstandard.at – 2.520.000 / 595.000 / 410.000 / 1.005.000
  • diepresse.com – 871.000 / 211.000 / 153.000 / 364.000
  • falter.at – 333.000 / 85.000 / 69.000 / 154.000
  • heute.at – 1.999.000 / 410.000 / 267.000 / 677.000
  • kleinezeitung.at / 1.943.000 / 411.000 / 267.000 / 678.000
  • krone.at – 2.989.000 / 587.000 / 384.000 / 971.000
  • kurier.at – 2.104.000 / 460.000 / 315.000 / 758.000
  • meinbezirk.at – 2.212.000 / 461.000 / 298.000 / 759.000
  • nachrichten.at – 1.230.000 / 236.000 / 160.000 / 396.000
  • news.at – 539.000 / 114.000 / 76.000 / 190.000
  • noen.at – 918.000 / 198.000 / 121.000 / 319.000
  • oe24.at – 1.997.000 / 414.000 / 267.000 / 681.000
  • orf.at – 3.807.000 / 821.000 / 536.000 / 1.357.000
  • profil.at – 250.000 / 58.000 / 47.000 / 105.000
  • salzburg24.at – 591.000 / 116.000 / 70.000 / 186.000
  • trend.at – 159.000 / 39.000 / 30.000 / 69.000
  • tt.com – 904.000 / 204.000 / 128.000 / 332.000
  • vienna.at – 779.000 / 175.000/ 127.000 / 302.000
  • vol.at – 735.000 / 158.000 / 90.000 / 248.000
  • wetter.at – 813.000 / 167.000 / 104.000 / 271.000

Das macht in Summe 27.693.000 Unique User aus Österreich für die 20 wichtigsten Nachrichtenangebote im Netz. Hier beginnt der mathematische Teil:

  • 6,1 Millionen ÖWA-User (100% des Inventars) lesen pro Monat durchschnittlich 4,5 Nachrichtenseiten
  • 4 Millionen ÖWA-User schauen jedes Monat auf orf.at (Newsaffinität)
  • 1.434.000 Millionen Besucher von orf.at haben Matura oder Hochschulabschluss
  • 28% aller orf.at Besucher hat einen höheren Schulabschluss
  • 60% aller heute.at Besucher hat einen höheren Schulabschluss
  • 30% aller oe24.at Besucher hat einen höheren Schulabschluss
  • 70% aller derstandard.at Besucher hat einen höheren Schulabschluss
  • 30% aller krone.at Besucher hat einen höheren Schulabschluss
  • 30% aller kleinezeitung.at Besucher hat einen höheren Schulabschluss
  • 40% aller diepresse.at Besucher hat einen höheren Schulabschluss

Sieben der meist besuchten Nachrichtenseiten werden monatlich von 3.699.000 Unique User mit höherem Schulabschluss angesurft. Durchschnittlich beträgt der Anteil an Usern aus dieser Gruppe 50% des Gesamtvolumens. Sieben essentielle österreichische Nachrichtenportale versammeln 16.126.000 Unique User. Jedes einzelne Portal hat daraus durchschnittlich 528.428 Höhergebildete.

Der Rätsels Lösung: Datenjournalismus

Die hier präsentierten Zahlen können vereinzelt fehlerhaft sein. keymedia Wien lädt alle Faktenchecker und Excel-Tabellen-Künstler ein, das mathematische Rätsel zu lösen, um ein reales Bild der Abermillionen Unique Clients zu zeichnen. Die Bedeutung der Lesezeit wurde noch gar nicht betrachtet, es gibt noch viel zu erforschen. Die Bedeutung von Online Nachrichtenseiten in den abgebildeten Zahlen erscheint jenseitig dessen, was Herr und Frau Österreicher imstande sind zu konsumieren.

Machen Sie mit! Schreiben Sie eine Mail an info@keymedia.at wenn Sie Ihr mathematisches Talent mit öffentlich zugänglichen Statistiken zu Pulitzerpreis verdächtigem Datenjournalismus kombinieren können. Machen Sie der Werbebranche 82.102.000 Unique User bei 8,9 Millionen Österreichern endlich verständlich.

Wien (APA) – 19. Juni 2020

Die Österreichische Webanalyse (ÖWA) und Reppublika planen zusammenzuarbeiten. Beide erheben Daten zur App- und Web-Nutzung der Österreicherinnen und Österreicher, allerdings mit unterschiedlichen Zugängen und Methoden.

Diese sollen nun in einer neuen Methode zur Reichweitenerhebung zusammengeführt werden, teilte die ÖWA in einer Aussendung mit. Ziel sei es, eine objektive Währung zur Onlinenutzung in Österreich unter dem Dach der ÖWA zu etablieren, hieß es. Die neue Methode wird die bisherige Erhebung der ÖWA Plus ablösen. Im Rahmen der 20. Generalversammlung der ÖWA am Donnerstag wurde außerdem derÖWA-Vorstand bestätigt. Gerlinde Hinterleitner (Standard Verlagsgesellschaft) bleibt damit für zwei weitere Jahre Präsidentin.

(APA/red)