Internet-Telefonie und Netflix zapfen Ressourcen im Netz

Einer Erhebung der Statistik Austria zufolge boomen Internet-Telefonie und Videoanrufe. Auch Video-Streaming-Dienste werden demnach deutlich intensiver in Anspruch genommen. Die Entwicklung wird durch die aktuelle Krise bestärkt. Je weniger sich die Menschen persönlich begegnen können, desto mehr Zeit verbringen sie am Telefon. Fehlende Ausgehmöglichkeiten erklären wiederum das Verweilen vor den Bildschirmen. Video-Streaming-Dienste werden gegenüber klassischen TV-Angeboten zunehmend bevorzugt. Nachrichtenfreie Medienplattformen wie Netflix können zudem mit hochwertigen Serien punkten, die es im Free-TV so nicht gibt.

Übers Internet telefonieren

Rund 60 Prozent der österreichischen Wohnbevölkerung haben laut Befragung in den vergangenen drei Monaten vor der zwischen April und Juni erfolgten Befragung über Internet telefoniert. Video-Streaming-Dienste wurden von rund 38 Prozent genutzt. 56 Prozent erwarben Waren oder Dienstleistungen online – das waren aber lediglich um 2 Prozentpunkte mehr als 2019. Der Anteil der 16- bis 74-Jährigen, der über Internet Telefon- oder Videoanrufe tätigt, ist im Vergleich zum Vorjahr von 41 Prozent auf 60 Prozent gestiegen”, teilte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Mittwoch mit.

Der Trend, das Internet verstärkt als Kommunikationsmittel zu verwenden, lässt sich den Statistikern zufolge “quer durch alle Altersgruppen” beobachten – besonders deutlich jedoch bei den Jüngeren. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen nahm der Anteil an Personen, die über Internet telefonierten, von 54 auf 80 Prozent zu und liegt nun beinahe gleichauf mit dem Anteil der 16- bis 24-Jährigen, die das Internet zu diesem Zweck nutzen (84 Prozent). Doch selbst bei den 65- bis 74-Jährigen habe ein Zuwachs von über 10 Prozentpunkten verzeichnet werden können: Der Anteil an Personen, die das Internet zum Telefonieren verwendeten, machte bei Personen dieser Altersgruppe beinahe ein Drittel (29 Prozent) aus.

Video Streaming läuft TV davon

Sowohl kostenpflichtige als auch nicht kostenpflichtige Video-Streaming-Dienste sind mittlerweile ein fester Bestandteil der heimischen Unterhaltungslandschaft. Noch 2016 wurden kostenpflichtige Angebote (wie etwa Netflix, Maxdome oder Amazon Prime) nur von 12 Prozent der Österreicher genutzt. Bis 2018 hat sich dieser Anteil auf 25 Prozent mehr als verdoppelt, und 2020 streamten bereits 38 Prozent kostenpflichtige Videos.

Kostenfreie Video-Streaming-Dienste (wie z. B. Youtube oder Vimeo) sind ebenfalls schon seit längerem beliebt, doch auch hier stieg die Nutzung: Der Anteil der 16- bis 74-Jährigen, die in den letzten drei Monaten vor der Befragung kostenfreie Videoinhalte streamten, lag 2016 bei 54 Prozent. 2020 wurden kostenfreie Video-Streaming-Dienste von 64 Prozent der Personen dieser Altersgruppe genutzt.

Sowohl bei der Nutzung von kostenpflichtigen als auch nicht kostenpflichtigen Videoinhalten über das Internet traten starke altersspezifische Unterschiede auf. Während beispielsweise 94 Prozent der 16- bis 24-Jährigen kostenfreie Videos streamten, wurden kostenfreie Inhalte nur von 22 Prozent der 65- bis 74-Jährigen genutzt.

Stay-at-home-Ära

Experten gehen davon aus, dass der Höhenflug noch etwas anhalten wird. Die durch den Virusausbruch bedingte “Stay-at-home“-Ära dürfte dafür sorgen, dass Netflix seinen Vorsprung im Streaming-Markt noch weiter ausbaut, meinte Analyst Brian Russo von der Credit Suisse bereits im April. Die Konkurrenz sei noch nicht global genug aufgestellt, um im gleichen Maße vom Trend zu profitieren.

TV-Angebote landen im Netz

Der Trend, Videoinhalte über Internet zu beziehen, schlägt sich laut Statistik Austria auch bei traditionellen TV-Angeboten nieder. Der Anteil an Personen, die TV-Programme in Echtzeit oder zeitversetzt streamten (etwa über Livestreams und Mediatheken) stieg seit 2018 von 27 auf 38 Prozent.

Die Erhebung wurde mit Telefoninterviews durchgeführt. Daten von rund 3.500 Haushalten und rund 4.900 Personen wurden hochgerechnet. Die Befragung der Haushalte und Personen wurde von April bis Juni 2020 durchgeführt. Berichtszeitraum war für die Haushalte der Befragungszeitpunkt und für Personen die letzten drei bzw. zwölf Monate vor dem Befragungszeitpunkt.

(APA/red)