Erste Corona-Impfstoff Lieferung in Wien angekommen

Die ersten rund 10.000 Dosen des Corona-Impfstoffes von Biontech/Pfizer sind am Samstag in Wien angekommen. Ein Kühl-Lkw mit großer Infrastruktur im Inneren, eskortiert von Polizeifahrzeugen, lieferte das kostbare Gut am Stefanitag ab, hieß es aus dem Innenministerium. Die erste Lieferung ist für die am morgigen Sonntag startenden Impfungen gedacht, wobei in Wien und Niederösterreich Herba Chemosan selbst ausliefert. Die Bundesländer Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Steiermark und möglicherweise auch Kärnten werden vom Bundesheer versorgt, wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) erläuterte.

Erste Lieferung des Corona-Impfstoffes in Österreich eingetroffen

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Landeshauptfrau von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner, und der Bürgermeister von Wien, Michael Ludwig, die erste Lieferung von 9.750 Impfdosen des Corona-Impfstoffes in Empfang | © Bundesheer/Gunter Pusch

Statt Hubschrauber kommen aus Kostengründen Fahrzeuge zum Einsatz. Wien wird 2.000 erhalten, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) anlässlich der Lieferung des Impfstoffes der Hersteller Biontech-Pfizer, gemeinsam mit Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner beim Vertriebs- und Logistikstützpunkt Herba Chemosan ausführte.

Impfung schützt zu 97 Prozent

Der Geschäftsführer von Pfizer-Österreich, Robin Rumler, skizzierte beim Besuch der Politik am Stefanitag noch einmal den Weg bis zur Zulassung des Wirkstoffes und versicherte, dass kein Grund für Skepsis bestehe. Die parallel durchgeführten Studien seien aufwendig gewesen. Es habe sich gezeigt, dass die Impfung zu 97 Prozent vor der Erkrankung schütze. Im ersten Quartal würden noch 900.000 Dosen nach Österreich gebracht werden. Insgesamt sollen es in den kommenden Monaten 3,5 Millionen sein, sagte Rumler.

“Es ist heute ein geschichtsträchtiger Tag”, freute sich Verteidigungsministerin Tanner. Heute und morgen, Sonntag, werde Geschichte geschrieben. Das Bundesheer sei dabei im Einsatz – wie schon seit Monaten, da man etwa auch schon beim Contact Tracing oder bei den Massentests Unterstützung geleistet habe. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach von einem “schönen Weihnachtsgeschenk” und versprach, sich – sobald ihre Zielgruppe an die Reihe komme – mit dem Corona-Impfstoff impfen zu lassen.

Die ersten 10.000 Corona-Impfdosen wurden nach Österreich geliefert

Die ersten 10.000 Corona-Impfdosen wurden nach Österreich geliefert | © APA/Mayrhofer

Pflegeheime kommen zuerst dran

Zunächst wird der Corona-Impfstoff aber vor allem an Pflegeheime und zu Gesundheitseinrichtungen geliefert. Den Auftakt macht am Sonntag die MedUni Wien, wo um 9.00 Uhr fünf Risikopatienten über 80 Jahre geimpft werden. Durchgeführt werden die ersten Injektionen von Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie und Vorsitzenden der österreichischen Impfkommission, sowie dem Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, im Beisein von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Die Covid-Station in der Klinik Favoriten wird in Wien dann in den Mittagsstunden die nächste Station sein, die eine Lieferung erhält. Laut Bürgermeister Ludwig wird Christoph Wenisch, der Leiter der Infektionsabteilung, dort als erster das Mittel verabreicht bekommen. Bis auf Burgenland und Kärnten wollen auch die anderen Bundesländer am Sonntag die ersten Menschen immunisieren. “Es ist ein großer Erfolg für die Europäische Union gleichzeitig die Impfaktion starten zu können. Die Stadt Wien werde alles daran setzen, schnell möglichst viele Personen zu gewinnen, sich impfen zu lassen”, betonte Ludwig.

Michael Ludwig präsentiert Covid-19 Impfstoff

Michael Ludwig präsentiert Covid-19 Impfstoff | © C.Jobst/PID

Impfung beendet Corona-Krise

Bundeskanzler Kurz appellierte unterdessen einmal mehr, die Corona-Impfung in Anspruch zu nehmen. Es müsse zwar jeder für sich entscheiden, er wolle sich aber ganz bestimmt impfen lassen, sagte er im Interview mit dem ORF. Hier werden auch die Statistiken helfen, zeigte sich der Kanzler überzeugt. Denn gerade ältere Menschen könnten sich “ganz genau anschauen”, wie hoch die Gefahr im Fall einer Ansteckung sei, ins Spital oder gar auf eine Intensivstation zu kommen.

Auch die SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner sieht nach den vergangenen Monaten, die “für alle sehr herausfordernd waren”, die Corona-Impfungen als “große Chance, uns das normale Leben zurückzuholen”. Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto besser werde das gelingen, sagt die SPÖ-Chefin in einem Video auf ihrer Facebook-Seite.

Europaweiter Impfstart

Gestartet war der Transport im belgischen Puurs, um 2.00 Uhr nahmen ihn Einheiten der Landesverkehrsabteilungen Wien und Oberösterreich am Grenzübergang Suben (Bezirk Schärding) entgegen. Die lang ersehnte Ware wurde dann anschließend in der Vertriebsniederlassung der Herba Chemosan Apotheker AG in Simmering in Empfang genommen. Vom Lager des Großhändlers aus werden die rund 10.000 Portionen in ganz Österreich verteilt. Neben Wien wird auch in Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Salzburg, Vorarlberg und Tirol bereits am Sonntag – zumeist in Alters- und Pflegeheimen – immunisiert. Ab Montag werden weitere Lieferungen in Österreich erwartet, eine größere am Silvestertag. Österreich nimmt am EU-weit zeitgleichen Impfstart teil.

Der Corona-Impfstoff, auf den alle gewartet haben, ruht vorerst in einigen wenigen Kühlschränken in der riesigen Lager- und Logistikhalle des Pharmagroßhändlers. Wobei die Bezeichnung Ultrafreezer die Situation besser beschreibt. Denn die exakt 9.750 Impfdosen werden bei minus 74 Grad Celsius aufbewahrt. Angeliefert wurden sie in zwei Behältern. Sprich: Die Menge allein ist eher nicht außergewöhnlich. Man verteile alljährlich Millionen Impfstoffe, betonte man im Unternehmen.

Corona-Impfstoff Depot

Wie Vorstandschef Andreas Windischbauer ausführte, wird auch nur die erste Tranche zur Gänze in Simmering deponiert. Alle weiteren Lieferungen werden auf insgesamt 17 Niederlassungen in ganz Österreich aufgeteilt. Eine Phiole reicht laut Windischbauer für fünf Impfungen. Ärzte erhalten zu den Vakzinen auch Sets mit Spritzen. Wenn der Impfstoff beim Endverbraucher ankommt, ist er jedoch nicht mehr so kalt wie im Lager. Zwischen plus zwei und acht Grad Celsius soll er dann haben.

(APA/red)