Start-up HiNUtS setzt auf Nüsse, Mut und Handarbeit

Es gibt Gründungsideen, die aus einem Pitchdeck entstehen – und solche, die aus dem eigenen Körpergefühl wachsen. Beim oberösterreichischen Start-up HiNUtS ist Letzteres der Fall. Gründer Stefan Luegmayr, jahrzehntelang im internationalen Lebensmittelbusiness tätig, verließ vor zwei Jahren seinen Konzernjob, weil Stress und Routine mehr Spuren hinterließen als ihm lieb war. Eine Ernährungsumstellung, verbunden mit einem spürbaren Energiegewinn, wurde schließlich zum Ausgangspunkt für ein Produkt, das er selbst gerne gehabt hätte – und das er nun täglich in seiner Manufaktur herstellt: ein natürlicher Snack, der nicht den Süßhunger befriedigt, sondern wirklich nährt. Die Idee: ein gekühlter Frischnussriegel.

Auswahl an HiNUtS Riegel

Auswahl an HiNUtS-Riegel

Handarbeit statt High-Tech

Was nach einem konventionellen Start-up-Rezept klingt, entwickelte sich schwieriger als zuerst gedacht und erforderte langes Testen und Feinarbeit. Um die zähe Masse aus Erdnussmus und Honig optimal zu verarbeiten, scheiterte Luegmayr zunächst an moderner Bäckereitechnik: Die Geräte liefen zu schnell und wurden zu heiß – was den Geschmack beeinträchtigte. Gefunden hat er die Lösung schließlich dort, wo man sie nicht vermutet – in einer Brotmaschine aus den 1960er-Jahren.

Das gute alte Stück knetet langsam, schonend und erhält genau jenen natürlichen Geschmack, den die Riegel ausmachen sollen. Produziert wird heute in Bad Leonfelden und von zwei ausgebildeten Bäckerbrüdern in reiner Handarbeit: 55.000 Riegel pro Monat, geschnitten, geformt, eingekühlt. Ein Food-Start-up, das auf Handwerk setzt und nicht auf Massenfertigung, verleiht dem Konzept Charakter.

Die Produktion der HiNUtS Frischprodukte erfolgt in Bad Leonfelden, Oberösterreich

Die Produktion der HiNUtS Frischnussriegel erfolgt in Bad Leonfelden, Oberösterreich.

Nüsse als unterschätztes Kraftwerk

Den Kern des Produkts bilden Erdnüsse – reich an Proteinen, ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen. Luegmayr argumentiert aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive: In der Natur kommt Zucker nie isoliert vor, sondern eingebettet in Nährstoffe. Genau das bildet seine Rezeptur ab. Statt raffinierter Zucker: Innviertler Bio-Honig. Statt künstlicher Aromen: steirisches Chiaöl, Reisprotein, Meersalz. Alle Zutaten erfüllen eine Funktion. Es ist ein Ansatz, der den Trend zur „minimal processing“-Bewegung aufgreift – das Bedürfnis nach Lebensmitteln, die nicht industriell hergestellt sind.

Regionalität als Geschäftsstrategie

Dass HiNUtS nicht im Auftrag produzieren lässt, sondern selbst im Mühlviertel fertigt, war eine Qualitätsentscheidung. Die regionale Wertschöpfungskette ist Teil des Anspruchs: Zutaten aus Österreich, Verarbeitung in kleinen Chargen, Vertrieb über heimische Märkte und Handelspartner. Für ein Start-up bedeutet das höhere Kosten und weniger Skaleneffekte – aber auch ein einzigartiges Profil in einem hart umkämpften Markt.

Stefan Luegmayr ist Geschäftsführer von HiNUtS

Stefan Luegmayr ist Gründer von HiNUtS. | © Stefan Wolfsteiner

Snacks aus dem Kühlregal

Mit gekühlten Riegeln betritt HiNUtS ein Segment, das im europäischen Lebensmittelhandel erst entsteht. Inspiriert wurde der Gründer durch einen Zufallsfund in den USA, wo Kühlschrank-Snacks seit Jahren an Popularität gewinnen. Das Konzept unterscheidet sich bewusst von klassischen Müsliriegeln, die meist durch Extruderprozesse entstehen oder hohe Zuckermengen enthalten.

Die Produktion der HiNUtS Nuss-Riegel erfolgt in Bad Leonfelden, Oberösterreich

Viele Produktionsschritte erfolgen in Handarbeit.

HiNUtS positioniert sich als kleine Mahlzeit, nicht als Süßigkeit. Das ist ein Markt, der sich gerade erst formt – und in dem Start-ups mit mutigen Konzepten die ersten Schritte setzen. Dass ein eingeschweißtes Team im Mühlviertel damit einen eigenen Marktansatz entwickelt, macht das Start-up zu einem Vorzeigebeispiel dafür, wie Unternehmermut und Ernährungstrends aufeinandertreffen können.

(PA/red)