Förderung für “Inselmilieu” erschafft Medienunternehmen

Unkonventionell, mutig, beharrlich und laut. Wenn es eine Gabe ist, den politischen Zeitgeist für eine Geschäftsidee umzumünzen, könnte man die Unternehmerin Julia Breitkopf als Meisterin ihres Fachs bezeichnen. Durch ihre jahrelange Erfahrung in der Kommunikationsbranche, sowohl auf Agentur- als auch auf Unternehmensseite, beherrscht sie das Nebenfach Journalismus aus dem Effeff. Dass man auf beiden Seiten glaubhaft agieren kann, hat sie nun endgültig bewiesen. Als PR-Beraterin ihrer selbstgeführten Agentur “Furore” vermittelt sie Botschaften im Kundenauftrag effizient und auf den Punkt gebracht. Als Journalistin sammelt sie Wortspenden, O-Töne und Geräuschkulissen für den vielbeachteten Podcast “Inselmilieu”. 100.000 Euro Förderung von der Wirtschaftsagentur Wien zur Expansion ihres Redaktionsteams stehen nun für die Umsetzung neuer Formate zur Verfügung.

Julia Breitkopf (links) und Jana Mack (rechts) produzieren multimediale Reportagen.

Julia Breitkopf (links) und Jana Mack (rechts) produzieren multimediale Reportagen. | © Inselmilieu

Trigger Warnung für die Bubble

Der Grundstein einer jeden Kommunikationsarbeit ist die Positionierung. Breitkopf kennt die politisch korrekten Bedürfnisse unserer Zeit und sorgt mit ihrer klaren Haltung und inklusiven Sprachregelung für Furore. Ihr Lamento gegen die männerdominierte Medienwelt kommt ebenso gut an, wie die zur Schau gestellte Schutzhaltung gegenüber allen Minderheiten dieser Welt. Sogar die miesen Hater, Frauenhasser, Ausländerfeinde und Sonstige, rückwärts denkende Menschen, erhalten eine freundliche Trigger-Warnung vor dem Konsum vermeintlich verstörender Inhalte. Wie das gehen soll, verrät sie als Unternehmerin einer zahlenden Kundschaft, und als Journalistin kostenlos in ihren Podcast-Storys.

Selbstkritik auf der Insel der Seeligen

Etwa in der Inselmilieu Reportage Folge #07Schwarz sein in einem rassistischen Land. Afrikanische Diaspora in Österreich. “Wir möchten Dir, mit den Inselmilieu Reportagen, Fenster in andere Lebenswelten öffnen, in die Du in deinem Alltag vielleicht keinen Einblick hast. Wir zeigen Dir Sichtweisen, die sich möglicherweise von deinen unterscheiden, und holen dich so aus deiner Bubble raus. Trigger Warnung: in dieser Podcast Folge kommen Schilderungen von persönlichen Rassismus-Erfahrungen vor. Wenn Dich das triggert, hör Dir die Folge lieber nicht an.”

Inselmilieu Reportage Live Talk

Live Talk mit Lisa-Marie Idowu (Mitte links) und Mireille Ngosso (Mitte rechts) über Black Empowerment und die Verantwortung der Medien. | © Inselmilieu

Kleine Fehler verzeihen sich die Podcast-Macherinnen selbst. Durch eine öffentlich exerzierte Reflektion eigener Vorurteile wird Selbstkritik zur Tugend gemacht. “Das Transparent-Machen dieses Prozesses soll Rezipient:innen dazu anregen, eigenes Schubladendenken zu erkennen, zu hinterfragen und zu ändern.” Auch das funktioniert.

Was kann ich als weiße Person tun?

Jungunternehmer*innen, Start-ups oder Social Businesses ist es oftmals nicht möglich, eine PR-Agentur anzuheuern. Eine nebenberufliche Journalistin zu beauftragen, kostet hingegen nicht viel. Mit dem Fördergeld wird zumindest die journalistische Reise in fremde Milieus neue Dimensionen erreichen. “Wir wollen die soziale, kulturelle und Meinungsvielfalt Wiens fördern, Gespräche anregen und mit interaktiven Veranstaltungen reale Begegnungen schaffen. Ziel ist es, miteinander statt übereinander zu reden”, erzählen die beiden Journalistinnen. Nachdem sie die Expert:Innnen-Jury der Wirtschaftsagentur Wien überzeugen konnte, 100.000 Euro in ihr Inselmilieu-Projekt zu investieren, dürften demnächst ein paar zusätzliche Kolleg:Innen ein Praktikum bei PR-Profi Julia Breitkopf absolvieren.

Julia Breitkopf und Jana Mack im Reportageeinsatz

Julia Breitkopf und Jana Mack bei Aufnahmen zur Reportage über obdachlose Menschen an der Josefstädter Straße. | © Inselmilieu

Medienförderung fürs Inselmilieu

Manchmal scheitert die Bewerbung an einem lausigen Business-Plan, oder weil bessere Bewerber:Innen teilgenommen haben, oder weil die Ausrichtung für den Wirtschaftsstandort Wien nicht förderlich ist. Wenn alles zusammen passt, wird der Jackpot ausgeschüttet. Seit 2019 wurden 82 „Medienstart“ Projekte (mit bis zu 10.000 Euro) und 65 Qualitätsprojekte von etablierten Medien im Programm „Medienprojekt“ (mit bis zu 100.000 Euro) von der Wirtschaftsagentur Wien gefördert. Inselmilieu wurde bereits zur Gründung mit der Medienstart-Förderung unterstützt. Disclaimer: keymedia Wien hat sich nach seiner Gründung für eine Förderung beworben und wurde abgelehnt.

(PA/key)