Wiedersehen mit Attersee in Zürcher Galerie Gmurzynska
Christian Ludwig Attersee hat im Laufe seiner Karriere tausende Bilder gemalt, zahlreiche Auszeichnungen erhalten und seine Werke in bedeutenden Sammlungen und Museen untergebracht. Interessanter als viele seiner künstlerischen Arbeiten ist er selbst. Seine Gemälde zeichnen sich durch eine sinnliche Herangehensweise aus, die das Erotische als einen Akt der Lebensfreude und Kreativität zum Vorschein bringen. Vergangenes Jahr musste der lebhafte Künstler lange Zeit ins Spital. Gott sei Dank ist Christian Ludwig Attersee wieder auf den Beinen. Zuletzt wurde er in Zürich gesehen – schön wie seine Bilder. Die Galerie Gmurzynska zeigt eine Retrospektive seines Schaffens, zu der er in Begleitung von Kunstforum-Direktorin Ingried Brugger erschien.
Erotische Eitelkeit als Kunst
Attersees Umgang mit dem Erotischen ist spielerisch, selten provokativ, immer mit einem tiefen Sinn für Ästhetik verbunden. Und mit tiefer Anerkennung für die Schönheit menschlicher Beziehungen. Die Ausstellung in Zürich vereint Gemälde und Skulpturen der 1960er bis hin zu seinen neuesten, genreübergreifenden Gemälden von heute. Attersee zeichnet sich durch eine vielseitige Themenpalette aus und überzeugt mit seinem unverkennbaren Stil. In vielen Gemälden kommt eine faszinierende Welt voller mythischer Figuren und Landschaften hervor, die von persönlichen Erlebnissen und Träumen inspiriert sind. Ein Kulturkritiker soll einst gesagt haben, es gäbe zwei österreichische Rockstars von Bedeutung: einer ist Falco, der andere Attersee.
Attersee, schön wie seine Bilder
“Die Galerie hat mich sozusagen aus dem Krankenbett geholt”, scherzte der große Meister bei der Ausstellungseröffnung. Sie zeigt eine übergreifende Retrospektive des Gesamtwerks. Der Galerie Gmurzynska ist es gelungen, die Essenz aus 60 Jahren Attersee widerzuspiegeln. Gastgeber Mathias Rastorfer war über das persönliche Wiedersehen erfreut und würdigte den prominentesten Vertreter der österreichischen Pop-Art in seiner Eröffnungsrede. Attersee erschien in Begleitung der österreichischen Kunsthistorikerin Ingried Brugger. Sie verriet in wenigen Worten viel über ihren alten Freund: “Dieses Verbinden von Leben und Kunst” mache ihn aus. Danach ergriff Christian Ludwig Attersee das Mikrofon. Er erinnerte sich an seine erste Ausstellung in Zürich Ende der 60er-Jahre. “Ich freue mich sehr, wieder da zu sein. Ich glaube, dass wir eine sehr gute Auswahl getroffen haben”.
Retrospektive in Zürich
Attersee studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, wo er sich zunächst dem Industriedesign widmete, bevor er sich vollständig der freien Kunst zuwandte. Seine Gemälde sind oft mehrdeutig und lassen Raum für Interpretationen. Er ist Darling einer kaufkräftigen Elite, die ihre Kunstleidenschaft mit einer intensiven Liebe zum Künstler verbindet. Attersee repräsentiert die schönen Künste und die Schönheit des Menschen in einer Person und erschafft ein erotisches Spannungsfeld.
Die Huldigung des “schönen” Attersees ist Teil des Mythos, der unwidersprochen sein Gesamtwerk prägt und eine gesonderte Betrachtung Zeit seines Lebens ausschließt. Die Retrospektive in der Galerie Gmurzynska bietet abermals Gelegenheit, seiner Person ein Stück näher zu kommen. Sie läuft von 14. März – 31. Mai 2024 an den Galeriestandorten Paradeplatz 2 und Talstraße 37 in Zürich.
(PA/red)