Bregenzer Festtage eröffnen mit Musikern aus Osttirol

Beim Eröffnungsabend der Bregenzer Festtage konnten Zuhörer mit dem Osttiroler Ensemble Musicbanda Franui und Bassbariton Florian Boesch ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Bei zarten Klängen aus der Blütezeit des romantischen Kunstlieds von Schubert bis Mahler war Traumstimmung im Bregenzer Festspielhaus angesagt. Das Publikum schien amüsiert und begeistert gewesen zu sein. Die Lieder wurden in verschiedenen Facetten von Klassik, Volksmusik oder Jazz vorgeführt.

Das Bregenzer Festspielhaus beherbergt die Bregenzer Festtage

Das Bregenzer Festspielhaus beherbergt die Bregenzer Festtage | © APA/Anja Köhler

Liederabend “Alles wieder gut” zur Eröffnung

Wie vielen kulturellen Großveranstaltungen hat das Coronavirus auch den Bregenzer Festspielen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Statt Großereignis auf der Seebühne hat man sich im Corona-Jahr ein kleines, aber sehr feines Programm überlegt, mit dem die Freunde der klassischen Musik auf ihre Kosten kommen. Die Bregenzer Festtage – so nennt sich die Reihe – wurden am Samstag mit dem Liederabend “Alles wieder gut” eingeläutet.

Musicbanda Franui aus dem Bergdorf

Eine 1.400 Meter hoch gelegene Almwiese im Osttiroler Bergdorf Innervillgraten, aus dem die meisten Mitglieder von Franui stammen, gab der Musicbanda Franui ihren Namen. Bekannt wurde diese mit ihren Aneignungen der Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler. In Ihrem Programm “Alles wieder gut” schöpft Franui aus diesem Repertoire und gestaltet gemeinsam mit dem österreichischen Bariton Florian Boesch ein bittersüßes Klangerlebnis.

Bassbariton Florian Boesch und die Musicbanda Franui im Rahmen der Bregenzer Festtage

Bassbariton Florian Boesch und die Musicbanda Franui bei “Alles wird Gut” am Eröffnungsabend der Bregenzer Festtage | © Bregenzer Festspiele/ Anja Köhler

Ließ das übersichtlich-klassische Programmheft noch auf einen herkömmlichen Liederabend schließen, konnte man als Zuhörer (anm.: Zuhörerin bei der Eröffnung) daran schon nach den ersten Tönen nicht mehr glauben. Franz Schubert wurde in bunten Farben der Klassik, der Volksmusik oder des Gypsy Jazz interpretiert. Was da aus den romantischen Liedern von Schumann, Mahler und Brahms wurde, ließ die Zuhörer erstaunen, schmunzeln, träumen.

Klassisches Liedgut des 19. Jahrhunderts

Franuis Aneignungen ohne Pathos, aber dafür mit Augenzwinkern und Ironie boten eine schöpferische Auseinandersetzung mit dem klassischen Liedgut des 19. Jahrhunderts, ohne dies in seiner romantischen Übertriebenheit allzu ernst zu nehmen. Lässig entspannt und wunderbar unaufgeregt – man hätte am liebsten selbst ein Instrument in die Hand genommen und heiter mitgespielt -, aber perfekt aufeinander abgestimmt entstand auf den Blas- und Streichinstrumenten, auf Hackbrett, Zither und Akkordeon Zartes und Liebliches genauso wie schräg-verschrobene Dissonanzen. Trotz der emotionalen Vielgestaltigkeit durchzog ein ganz spezifischer, bittersüßer Ton den Abend, den man in Ermangelung eines passenden Wortes wohl nur als franuiesk bezeichnen kann.

Tiefe Stimme im Bregenzer Festspielhaus

Einen kongenialen Partner haben die Osttiroler mit Florian Boesch gefunden. Der Bariton fügte sich perfekt in die eigenwilligen Interpretationen, brillierte in dramatischen Höhepunkten (etwa bei Mahlers “Wenn mein Schatz Hochzeit macht”) genauso wie in den leisen, zauberhaften Passagen, in denen er sich auch mal stimmlich und räumlich zurücknahm und sich ohne Aufruhr in die Klangwelt der Musicbanda bei der Eröffnung der Bregenzer Festtage einfügte.

Bassbariton Florian Boesch und die Musicbanda Franui im Rahmen der Bregenzer Festtage

© Bregenzer Festspiele/ Anja Köhler

Entsprechend dem lyrischen Ich, das sich in den Liedtexten abwechselnd in Liebe oder Vergänglichkeit auflöst, verging an der Leinwand während des Konzertabends ein Miniaturmodell eines Schlafzimmers aus Kerzenwachs. Die Videoarbeit von Jonas Dahlberg zeigt einen Prozess des Verschwindens, gegen den die Musiker aber erfolgreich anmusizierten.

Bregenzer Festtage Erfahrungen

Fazit: Die schöpferischen Interpretationen der Musicbanda Franui gossen sich zu einem mal witzigen, mal gefühlvollen, aber niemals kitschigen Klangerlebnis, das mit Mahlers “Ich bin der Welt abhandengekommen” in zarten Dissonanzen endete. Der Jubel im Festspielhaus ließ die Musiker als Zugabe inhaltlich passend “When I am laid in earth” aus der Oper “Dido und Aeneas” anstimmen. Franui schloss mit einer herrlich ironischen Version von Beethovens dritter Vertonung von “Nur wer die Sehnsucht kennt”. Das Publikum war begeistert.

(APA/red)