Lukas Resetarits liest “Looney” Lunacek die Leviten

Das Rumoren in der Kultur und Eventbranche wird immer deutlicher hörbar. Nach den sogenannten Lockerungen der Regierung Anfang Mai, einhergehend mit dem Zurückkehren vieler Kurzarbeiter in ihre Betriebe, neuerlichen Geschäftsöffnungen, auch Friseure und Take-Away-Küchen durften aufsperren, geht es Mitte Mai noch einmal einen angekündigten Schritt weiter. Kinder erhalten an den Schulen wieder Unterricht, man darf wieder Platz in einem Restaurant nehmen. Vielleicht möchte man die AUA retten, Deutsche im Austausch auf Sommerurlaub her locken und eventuell österreichische Maturanten nach Kroatien fliegen lassen. Vielleicht. Ganz sicher und überhaupt keinen Bock hat man in der Regierung auf Großveranstaltungen, wo es zu Rumoren beginnen könnte. Aber das tut es ohnehin schon. Prominentester neuer Fürsprecher für die Künstler und Eventbranche ist Lukas Resetarits. In einem Videomonolog wendet er sich an die Grüne Staatssekretärin Ulrike Lunacek und liest ihr die Leviten.

Kulturszene begehrt auf

Stermann & Grissemann gehörten zu den ersten Intellektuellen, die Ulrike Lunacek in einer Satire den Spiegel vors Gesicht hielten. In ihrem Videosketch kommt die Staatssekretärin noch glimpflich davon, etwas verschroben und up in the air. Die Message der beiden ORF-Stars gegen das “new normal” kam dennoch point blank: Lunacek scheint nicht mehr sie selbst zu sein. Schert sich die Grüne Politikerin Ulrike Lunacek etwa einen Komposthaufen um die Künstler, Veranstalter, Promoter, Event-Dienstleister und Marketingbranche? Zu diesem Schluss kam nicht zuletzt auch Kabarettist Lukas Resetarits.

Grüne Corona-Bande

Ulrike Lunacek ist eine durch alle EU-Fahrwasser gewatete und bestens geeignete Kulturstaatssekretärin. Sie ist Hauptmitglied der Grünen Regierungsspitze und am Maßnahmenkatalog zur Eindämmung des Virus beteiligt. Kogler, Anschober, Lunacek bilden ein Triumvirat im Politspiel aus Angstmache und Gönnertum. Schon am Anfang der Krise wurde Vereinen die Rute ins Fenster gestellt, auch nur einen Mucks zu machen, sonst gibts keine Förderungen mehr. “Das wird man sich dann ganz genau anschauen”, polterte Kogler. Extrem nervös und fehleranfällig trat der Zweite im Bunde, Rudi Anschober in Erscheinung. Zuerst die Fake-News Pressekonferenz über Corona-Ursprung in Ischgl, dann offenkundige Gelüste zum massenhaften “Containen”, und nun als schwitziger Gesundheitsapostel unter Maskenschutz gestellt. “Sie wird schon noch kommen, die Epidemie”, bleibt ein bisher uneingelöstes Versprechen der Corona-Regierung.

Looney Lunacek in Action

Lukas Resetarits war nicht der erste Kritiker. Wer Ulrike Lunacek nach der Regierungsbildung und vor der Corona-Krise bei einem Kultur Event zuhören konnte, würde sich kein bisschen über ihre gegenwärtige Haltung gegenüber Kulturschaffenden wundern. Bei der Eröffnung von “Show Off. Austrian Fashion Design” im MAK trat Lunacek als Eröffnungsrednerin in Erscheinung, und sorgte für Staunen unter manchen Zuhörern. Platte Statements, leere Worthülsen, Brüsseler Politikerjargon haben im Bereich Kultur nichts verloren.

Es scheint als sei ein Gedächtnis ausgelöscht. Der Geist der Grünen wurde durch einen Flaschengeist aus der Grünen Steiermark ersetzt.

Gerald Bast, Ulrike Lunacek, Christoph Thun-Hohenstein, Ulrike Tschabitzer-Handler

Gerald Bast, Ulrike Lunacek, Christoph Thun-Hohenstein, Ulrike Tschabitzer-Handler bei der Eröffnung von “Show Off. Austrian Fashion Design” im MAK | © keymedia.at

 

Resetarits macht Kabarett

Künstler und Künstlerinnen sind wahre Herzensmenschen und können meistens keiner Fliege was zuleide tun. Schon gar nicht ihren Kollegen, ihren Eltern, ihren Kindern. Vielleicht waren sie deshalb lange so ruhig. Aber nun entwickelt sich Widerstand gegen die Kulturpolitik im Land. Die gesamte Veranstaltungsbranche steht immer noch still und die Regierung lässt die Betroffenen weiterhin zappeln. Der selbsternannte Ermöglicher, die von Aliens entführte Kulturverantwortliche und Mister “I don’t want to die no way” werden von den Kabarettisten momentan ziemlich in die Mangel genommen.

Vizekanzler Werner Kogler (G) und Staatssekretärin Ulrike Lunacek (G) während einer Pressekonferenz

Vizekanzler Werner Kogler (G) und Staatssekretärin Ulrike Lunacek (G) während einer PK mit dem Titel “Aktuelles im Bereich Kunst und Kultur sowie Veranstaltungen im Allgemeinen” am Freitag, 17. April 2020 in Wien | © APA / Helmut Fohringer

Kulturrat Österreich mit Appell

“Speisen Sie den Kunst- und Kultursektor nicht mit Almosen ab. Setzen Sie das Versprechen der Regierung, niemanden zurücklassen zu wollen, koste es was es wolle, in die Tat um!” Mit diesem dringenden Appell wendete sich unterdessen der Kulturrat Österreich in einem Offenen Brief an die Bundesregierung. Der anfänglichen Hoffnung, über den Unterstützungsfonds rasch zu Hilfe zu kommen, sei nun ein “beunruhigender Stillstand” gefolgt. Konkret warte man auf die zweite Phase des Covid-19-Fonds im KSVF (Künstlersozialsversicherungsfonds), auch die angekündigte Unterstützungsstruktur für Kunst- und Kulturvereine (NPOs) stehe nach wie vor aus. Darüber hinaus kritisiert der Kulturrat, dass Kunst- und Kulturschaffende und ihre Interessenvertretungen nicht in den Gestaltungsprozess der Unterstützungsfonds involviert würden.

Soforthilfe reicht nicht aus

Kunstschaffende, die die Anspruchskriterien für den Härtefall-Fonds der WKO nicht erfüllen, hätten aus dem Covid-19-Fonds des KSVF bis heute lediglich die sogenannte “Soforthilfe” von 500 oder 1.000 Euro erhalten, manche hätten noch nicht einmal dazu Zugang oder warteten noch immer auf die Erledigung ihres Antrags. Auch beim Härtefall-Fonds selbst stelle sich die am 20. April gestartete zweite Phase “ernüchternd” dar: “Die nun errechneten Unterstützungsbeträge für den ersten Monat sind oftmals grenzwertig niedrig oder sogar bei null Cent, weil bereits durch die Soforthilfe ausgeschöpft.” Es brauche dringend eine Unterstützungshöhe, “von der zumindest die nackte Existenz und die laufenden betrieblichen Kosten gesichert werden können”, so der Kulturrat. 1.500 Euro zum Überleben für sechs Monate – und länger – ohne Einkommen seien keine Perspektive. Lukas Resetarits hätte es nicht besser formulieren können.

(red/APA)