Science Busters vergeben Award für Corona-Talk

Mit ihren Youtube-Videos gelingt Mai Thi Nguyen-Kim etwas, wovon viele junge Menschen auch träumen: vor der Kamera stehen, große Reichweite erzielen und einen Haufen Geld durch Werbeschaltungen verdienen. Auf dem Kanal maiLab macht Mai Thi Nguyen-Kim genau das, aber nicht als Solo-Artist. Dort sind ihre Videos für das Content-Netzwerk funk von ARD und ZDF produziert worden. Sogenannte funk-Formate sind aus den Bereichen Information, Orientierung und Unterhaltung für ein jüngeres Publikum zugeschnitten und auf YouTube, Facebook, Snapchat, TikTok und Instagram sowie auf funk.net zu finden.

Am Content von Mai Thi Nguyen-Kim hat man offenbar auch in Österreich gefallen gefunden. Vor allem seit die 32-jährige Chemikerin aus Deutschland ein spannendes Video zum Thema Corona veröffentlicht hat. Wie die deutsche Upper Class der Gefahr gegenüber steht, lässt sich an ihren Videos gut abschätzen.

Mensch, beruhig Dich

Daheim bleiben, Tee trinken, zwischendurch in den eigenen Garten zum Luft schnappen, so stellt man sich das Leben von Mai Thi Nguyen-Kim vor, wenn man ihre jüngsten Videos ansieht. Fast so wie in den Werbespots der Bundesregierung – einfach gutbürgerlich. Aber es steckt sehr viel harte Arbeit dahinter, um derart professionell vor der Kamera zu agieren. Mai Thi Nguyen-Kim erklärt in zwei Videos das Corona-Virus mit wissenschaftlicher Logik und trainierter Stimme. Schaut man sich das erste an, sind manche Vorhersagen und Annahmen nicht eingetreten. Wenn es nun zu keiner zweiten Welle kommt, an die sich mittlerweile viele Schwarzmaler klammern, wäre der wissenschaftliche Wert eigentlich unzureichend für einen Science-Award. Aber wenn dieser von der Kabarettgruppe Science Busters und in der Kategorie “Wissenschaftskommunikation 2020” vergeben wird, kann man ruhig ein Auge zudrücken. Mai Thi Nguyen-Kim war mittlerweile auch in zahlreichen Talkshows zu Gast und hat dabei sehr sympathische Auftritte hingelegt. So einem möchte man auch in Wien erleben.

Preisvergabe in Wien

Weil aber die preisspendenden Science Busters auch irgendwie “arme Künstler” sind, momentan auf keiner Bühne auftreten dürfen und nicht einmal einen Youtube-Kanal haben, mit dem sie Geld verdienen könnten, springen namhafte Sponsoren ein, um den Preis standesgemäß an die Kommunikatorin übereichen zu können: Universität Graz, Technische Universität Wien, Wissenschaftsministerium, das ORF Fernsehen, Radio FM4 und die Stadt Wien sind mit an Bord. Das Sozialministerium trägt jetzt schon zum Sponsoring bei und schaltet Werbung auf Youtube (siehe Screenshot) zu den Corona-Videos der Deutschen.

Werbeschaltung mit Link zum Sozialministerium unter Corona-Videos von Mai Thi Nguyen-Kim

Der Preis soll bei einer Gala am 24. November im Stadtsaal Wien an Mai Thi Nguyen-Kim verliehen werden. Die Science Busters werden dabei gemeinsam mit ihr eine Liveshow spielen. Bisherige Träger des Oberhummer-Award waren James Randi (2016), Giulia Enders (2017), Adam Savage (2018) und No Such Thing As A Fish (2019). Unklar bleibt, ob die Veranstaltung stattfinden kann. Die österreichische Regierung hat angekündigt, die Daumenschrauben wieder fester anzuziehen, wenn die Leute nicht genügend aufpassen. Mit ein bisschen Hausverstand, ala Werner Kogler, lässt sich aber jetzt schon vorhersagen: Österreich und Deutschland (Vietnam) haben sich lieb und werden das schon irgendwie, wenns denn sein muss, “wir wollen ja nicht als Verhinderer wahrgenommen werden”, ermöglichen.

Über Mai Thi Nguyen-Kim

Die Wissenschaftsjournalisten Mai Thi Nguyen-Kim erhält den Heinz Oberhummer Award für Wissenschaftskommunikation 2020. Die Deutsche stammt von vietnamesischen Eltern und ist Chemikerin wie auch ihr Bruder, ihr Vater und ihr Mann. Sie absolvierte ihre Grundausbildung an der Universität Mainz und soll am Massachusetts Institute of Technology (MIT) einen Studiengang besucht haben.  Die Moderatorin des WDR-Magazins “Quarks” und Vermittlerin wissenschaftlicher Themen auf YouTube erhält den Award für “hervorragende Wissenschaftsvermittlung” am 24. November in Wien, teilten die preisvergebenden Institutionen mit. Karten für die Preis-Gala: www.stadtsaal.com

(red/APA)