Jüdisches Museum Wien erinnert an Flucht nach China

"Gerechter unter den Völkern" ist ein Ehrentitel des Staates Israel für nichtjüdische Einzelpersonen, die unter der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus ihr Leben einsetzten, um Juden vor der Ermordung zu retten. Dr. Feng Shan Ho wurde diese Auszeichnung postum im Jahr 2001 verliehen, nachdem seine Tochter im Nachlass des Diplomaten Belege fand, die ihn als Lebensretter vieler Wiener Juden zweifelsfrei ausweisen. Das Jüdische Museum Wien erzählt seine Geschichte und beleuchtet die Schicksale der Vertriebenen in der Ausstellung "Die Wiener in China. Fluchtpunkt Shanghai“.

Rikscha ausgestellt im Jüdischen Museum Wien

Jüdisches Museum Wien zeigt Ausstellung: "Die Wiener in China. Fluchtpunkt Shanghai" | © Barbara Nidetzky

Chinesischer "Schindler" Feng Shan Ho

Bereits unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich im März 1938 wurden Jüdinnen und Juden ausgegrenzt, aus ihren Wohnungen vertrieben, gedemütigt und verfolgt. Die Möglichkeiten, das Land zu verlassen, waren gering. Feng Shan Ho stellte Tausenden von Juden in Wien in den Jahren 1938 bis 1940 Ausreisevisa aus und gab ihnen so die Chance, dem sicheren Tod durch die Nazis zu entkommen. Er wurde daraufhin "Schindler Chinas" bezeichnet, allerdings erst nach seinem Ableben, denn um seine heroische Tat macht er nie Aufsehen.

Ausstellung "Die Wiener in China"

Der Fluchtpunkt der jüdischen Bevölkerung Wiens war damals Shanghai. Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, begleitet ab 21. Oktober 2020 seine BesucherInnen auf eine Reise nach Shanghai. Die Ausstellung "Die Wiener in China", die bis 18. April 2021 zu sehen ist, widmet sich der Geschichte von Wiener jüdischen Familien, für die Shanghai zu einem Ort der Hoffnung wurde.

Jüdisches Museum Wien zeigt Ausstellung: "Die Wiener in China. Fluchtpunkt Shanghai"

Ausstellungsraum im Jüdischen Museum Wien | © Barbara Nidetzky

Little Vienna in Shanghai

Die Wiener Jüdinnen und Juden wollten so rasch wie möglich auch in der vollkommen ungewohnten und schwierigen Umgebung ein neues Leben beginnen und bauten sich ein kleines Wien mitten in Shanghai auf – ihr "Little Vienna". Hier gab es neben Restaurants wie dem "Weißen Rössl" Kaffeehäuser mit Wiener Mehlspeis- und Kaffeespezialitäten, Würstelstände und Heurigen. Sportvereine und Zeitungen wurden gegründet, und die vielen geflüchteten Künstlerinnen und Künstler sorgten für ein vielfältiges Angebot an Musikabenden, Operetten, Kabarett- und Theateraufführungen.

Jüdisches Museum Wien an zwei Standorten

"Die Wiener in China. Fluchtpunkt Shanghai“ ist von 21. Oktober 2020 bis 18. April 2021 im Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zur Ausstellung, die von Danielle Spera und Daniela Pscheiden kuratiert und von Stefan Fuhrer gestaltet wurde, erscheint ein Ausstellungskatalog zum Preis von EUR 29,90 im Amalthea Verlag.

Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.

(PID/red)