Regierung plant "Corona-Budget" mit Neuverschuldung

Die auf EU-Ebene vorgegebenen Budgetkriterien sehen eine jährliche Neuverschuldung unter drei und eine Gesamtverschuldung unter 60 Prozent der Wirtschaftsleistung vor. Letzteres hat Österreich seit dem EU-Beitritt nie eingehalten. Auch das Budget 2021 wird nicht an die Vorgaben heranreichen. Die Neuverschuldung dürfte heuer bei 10,5 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen, kommendes Jahr (laut Wifo-Prognose) bei 4,3 Prozent. Die Staatsverschuldung soll demnach bis 2024 auf 81 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ansteigen.

In den Prognosen, die das Wifo seit März 2020 (bis einschließlich der vorliegenden August-Prognose) erstellt hat, ist seit Juni eine Stabilisierung der Einschätzungen auf das in der April-Prognose veröffentlichte pessimistischere Szenario zu erkennen: der wirtschaftliche Abschwung (gemessen an der prozentuellen Veränderung des realen BIP gegenüber dem Vorjahr) wird auf rund –7% geschätzt.

Budget 2021 bringt Neuverschuldung

Die Coronakrise wird den heimischen Staatshaushalt unordentlich belasten. Blümel rechnet mit "massiver Neuverschuldung" auch 2021, wie der Finanzminister bestätigt: "Auch nächstes Jahr wird es noch eine massive Neuverschuldung brauchen", kündigte der ÖVP-Politiker im Gespräch mit einem Vertreter der Austria Presse Agentur an ohne konkrete Nennung von Zahlen. Dieses neuerliche "Corona-Budget" sei notwendig, um Hilfsmaßnahmen weiter umsetzen zu können.

Dementsprechend sei auch die Bekämpfung der Coronakrise der Schwerpunkt im Budget 2021 sein. Was die mittelfristige Perspektive anbelangt, meinte Blümel: "Vielleicht schaffen wir es gegen Ende der Legislaturperiode, die Maastrichtkriterien wieder annähernd einzuhalten", wobei dies durchaus ambitioniert wäre.

Umweltschutz-Budget kommt

Weiter auf Kurs - wenn auch mit leichter Verzögerung - sieht Blümel trotz Coronavirus samt Folgen die zwischen ÖVP und Grünen paktierte "ökosoziale Steuerreform", die das Steuersystem mehr in Richtung Umweltschutz umbauen soll. "Das wird kommen, weil wir uns darauf geeinigt haben. Und was im Regierungsprogramm steht, gilt auch." Bis zum Sommer hätte die knapp vor Ausbruch der Pandemie eingesetzte Task Force konkrete Lenkungsmaßnahmen erarbeiten sollen. Durch Corona sei allerdings nicht die Zeit vorhanden gewesen, "intensiv daran zu arbeiten", gab der Ressortchef zu bedenken. Deshalb verschiebe sich das jetzt ein wenig.

Sag niemals nie

"Derzeit nicht vorgesehen" ist indes eine Verlängerung des bis Jahresende geltenden reduzierten Mehrwertsteuersatzes von fünf Prozent für die Gastronomie. Wobei Blümel eine Prolongierung nicht ausschließen will: "Ich bin in der Coronakrise vorsichtig geworden. Sag niemals nie." Man habe beispielsweise für die Kurzarbeit ursprünglich 400 Mio. Euro vereinbart und dann fast wöchentlich nachbessern müssen.

Für eine Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung bräuchte es jedenfalls grünes Licht seitens der EU-Kommission. Der Finanzminister zeigte sich bei einem etwaigen Bedarf zuversichtlich: "Wenn es die Notwendigkeit geben sollte, gehe ich davon aus, dass das von der Kommission nicht verwehrt werden kann."

(APA/red)