Schelte für Regierung wegen fehlender Corona-Impfungen

Die SPÖ sieht die Corona-Impfaktion durch “das Chaos, das Zögern und die Pannen” der türkis-grünen Regierung gefährdet und wird daher am morgigen Donnerstag eine Sondersitzung des Nationalrats beantragen. Für SPÖ-Partei- und -Klubvorsitzende Pamela Rendi-Wagner ist das Vorgehen der Regierung “fahrlässig” im Zuge der Corona-Impfungen, wie sie in einer Stellungnahme gegenüber der APA erklärte. Auch FPÖ kritisiert “Versagen” der Regierung bei “Impfchaos”: Dort wo die meisten Toten zu beklagen sind, im Bereich der Pflegeheime, passiere ein schwerer Fehler nach dem anderen.

Kanzler Kurz reagiert auf Kritik

Nach Kritik an den nur zögerlich anlaufenden Corona-Impfungen reagiert die Bundesregierung. “Wir ziehen die Impfungen vor und warten nicht auf den 12. Jänner”, erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch. Tags zuvor hatte noch die Sektionschefin im Gesundheitsministerium Katharina Reich das Festhalten am ursprünglich vorgesehenen offiziellen Impfbeginn mit der “logistischen Herausforderung” begründet und gemeint, dass man sich “genau im Plan” befinde.

Kurz sieht das jedoch anders: “Beim Impfen geht es um Schnelligkeit und um Menschenleben. Daher gibt es keinen Grund, dass Impfdosen über Wochen zwischengelagert werden.” Diese müssten nun rasch ausgeliefert und verimpft werden. Gestern habe es dazu Gespräche mit dem Verteidigungsressort, dem Gesundheitsministerium und Ländern gegeben. Dabei sei vereinbart worden, den breitflächigen Impfstart zu beschleunigen.

Rendi-Wagner: “Impfen, impfen, impfen!”

Die Corona-Impfung sei der “Schlüssel im Kampf gegen die Corona-Pandemie”, daher müsse das Motto lauten: “Impfen, impfen, impfen!”, so die SPÖ-Chefin. Wichtig sei, dass die Menschen Vertrauen haben und die Regierung mit einem klugen Plan vorgeht. Derzeit sieht es aber leider nicht danach aus, wie Rendi-Wagner findet: “Weit über 60.000 Impfdosen werden gebunkert und nicht verimpft. Das ist grob fahrlässig. Worauf wartet die Regierung? Impfen heißt Menschenleben retten – jede einzelne Schutzimpfung zählt!”

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sagt Nein zum Freitesten

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sagt Nein zum Freitesten | © APA/Jäger

Die Impfung sei nicht nur wichtig für die Gesundheit der Menschen, sondern auch für die heimische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt, argumentierte die SPÖ-Chefin: “Ein Zögern schwächt die Impfbereitschaft und erhöht das Risiko von Virusmutationen. Deshalb muss Geschwindigkeit aufgenommen und der Impfturbo eingeschaltet werden.” Andere Länder hätten vorgezeigt, dass dies möglich ist. Es brauche nun eine “wirksame und neue Teststrategie” für die Zeit nach dem Lockdown, bzw. bis eine hohe Durchimpfungsrate erreicht ist, so die SPÖ-Chefin.

Zigtausende Impfdosen vorhanden

Auch die FPÖ hat am Mittwoch kein gutes Haar an der Regierung gelassen und ihr einmal mehr “Versagen” in der Corona-Pandemie attestiert. Es vergehe kein Tag, ohne dass das Versagen Österreichs im Kampf gegen die Pandemie sichtbar werde, meinte FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer in einer Aussendung. Als Beleg führte Hofer an, dass obwohl in Österreich seit Tagen zigtausende Impfdosen lagern, der Start der Impfung in Altenwohn- und Pflegeheimen erst für den 12. Jänner geplant gewesen sei, wie Sektionschefin Katharina Reich am Dienstag bestätigte. Und nach einer “Welle des Entsetzens” gehe es nun offenbar doch, dass in dieser Woche 21.000 Dosen verabreicht werden.

Regierungsversagen am Pranger

Gerade im Bereich der Altenwohn- und Pflegeheimen passiere “ein schwerer Fehler nach dem anderen”, so Hofer, der eine lange Liste an Verfehlungen ortet. Etwa sei die Vorbereitung auf die zweite Welle verschlafen worden. Dann seien Heime mit mangelhaften FFP2-Masken im Auftrag des Gesundheitsministeriums beliefert worden. Zudem sei verabsäumt worden rechtzeitig eine “echte Teststrategie” in den Heimen zu installieren. Und die “Impfpanne” sei nun der letzte Anschlag auf die besonders gefährdeten Mitmenschen in den Heimen.

Bundeskanzler Kurz für schnelle Impfungen

Österreich könne den europäischen Beschaffungsprozess nicht beeinflussen, so Kurz: “Aber was wir tun können und tun müssen, ist, dass jeder gelieferte Impfstoff schnellstmöglich verteilt und verimpft wird.” Vorrang hätten alle Alten- und Pflegeheime. Diesbezüglich sei man mit den Ländern und Pflegeheimen in Kontakt. Werden Impfdosen dort noch nicht abgerufen, sollen diese an die Bundesländer übergeben werden, damit ältere Menschen, die nicht in Pflegeheimen leben, sowie medizinisches Personal schnell geimpft werden können, erklärte der Kanzler.

Der Lockdown in Österreich wird bis 6. Jänner verlängert

Der Lockdown in Österreich wird verlängert | © APA/Schlager

Appell an Gesundheitseinrichtungen

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) appellierten am Mittwoch an die Einrichtungen in allen Bundesländern, die Impfstoffe abzurufen. “Nur wenn der Impfstoff auch angefordert wird, können die zuständigen Stellen die Impfstoffe auch liefern”, so Tanner. Auch wenn dieser sensible Impfstoff eine logistische Herausforderung sei, “wollen wir doch, dass er möglichst rasch zu den am meisten von Corona gefährdeten Menschen kommt”, meinte Anschober.

Bis dato seien für diese Woche 21.045 Impfdosen von den Pflegeheimen angefordert worden, für die kommende Woche sind es 43.115 Impfdosen. Mit den bisher rund 6.800 Geimpften lautet das für kommende Woche angepeilte Ziel somit, knapp 71. 000 Personen gegen das Coronavirus zu impfen.

Aufgeteilt nach Bundesländern sollen bis kommende Woche in Niederösterreich 18.445 Personen geimpft werden, wie aus der APA vorliegenden Zahlen hervorgeht. Dahinter kommt Wien mit 9.415 verimpften Dosen gefolgt von Vorarlberg (8.460), Steiermark (8.455), Kärnten mit Osttirol (8.345), Oberösterreich (5.650) und Tirol (5.120). In Salzburg sollen es laut Plan bis kommende Woche 4.970 Geimpfte, im Burgenland 2.070 sein.

Stand der Auslieferung in Österreich

Österreich bekommt derzeit pro Kalenderwoche 63.000 Impfdosen zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus geliefert. Bis Ende dieser Woche werden insgesamt rund 126.000 Dosen Impfstoff angekommen sein. Bis Dienstag sind 8.360 Dosen an Heime ausgeliefert worden. Diese Zahlen hat das Gesundheitsministerium Dienstagmittag auf APA-Anfrage bekannt gegeben. Der Großteil der 8.360 Dosen dürfte bereits injiziert worden sein.

“Sie müssen gleich nach der Zuteilung verimpft werden”, teilte dazu ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit. Die gelieferten Impfdosen waren demnach auf die 17 Logistikzentren des Pharma-Großhandels aufgeteilt und von dort den vorgesehenen Einrichtungen mit priorisiertem Impfbedarf – Pflegeheime und Covid-Stationen in Krankenanstalten – zugestellt worden.

Bis Ende Februar sollen jedenfalls 158.000 Personen in Pflegeheimen, Patienten in Spitälern und das diese betreuende Personal geimpft sein. Dabei handle es sich um eine “Zielvorgabe”, hieß es seitens des Gesundheitsministeriums. “Wir wollen das möglichst schnell erledigen”, betonte ein Sprecher. Es sei möglich, dass die 316.000 Dosen – pro Geimpftem werden zwei Dosen benötigt – bei idealem Verlauf rascher verabreicht werden können.

Impfdosen werden zuerst an an Pflegeheime ausgeliefert

Covid 19-Impfstart im Haus “Maria Gail” der Diakonie de La Tour in Villach | © APA/Höher

Verfügbare Dosen per 5. Jänner

Von den 8.360 “verimpften” Dosen hat laut Ministerium 2.800 Wien erhalten. 2.690 sind auf Niederösterreich entfallen, 890 auf Salzburg, 525 auf Vorarlberg und 485 auf Tirol. 460 hat Oberösterreich bekommen, 300 Kärnten, 170 das Burgenland und 40 die Steiermark.

Wie das Gesundheitsministerium betonte, ist es seit Dienstag für rund 900 Pflegeeinrichtungen und Spitalsträger möglich, Impfstoffe direkt bei der Bundesbeschaffungsagentur (BBG) zu bestellen. Die Bestellungen werden über den e-Shop der BBG abgewickelt. Sie werden zunächst an Zwischenlager geliefert und dann nach Bedarf direkt zugestellt.

Die Bundesländer können je nach organisatorischer Vorbereitung vor Ort aus ihrem Kontingent Impfdosen abrufen. Diese werden ab Bestellung zusammen mit dem Zusatzmaterial wie Spritzen und Nadeln im Paket an die jeweiligen Impfstellen ausgeliefert. Verimpft wird durch das Gesundheitspersonal an Ort und Stelle. Die empfohlene Dauer zwischen Verabreichung der ersten und zweiten Dosis des derzeit verfügbaren Impfstoffes von Biontech/Pfizer beträgt 21 Tage. Die Verimpfung der zweiten Dosis kann bis spätestens 42 Tage nach der ersten Impfung erfolgen.

Wien startet mit Impfungen am Feiertag

In Wien wird ab Mittwoch wieder gegen das Coronavirus geimpft. Wie ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) berichtete, werden in weiteren 15 Einrichtungen Vakzine verabreicht – vorrangig in Senioren- bzw. Pflegeeinrichtungen sowie Covid-Stationen in Spitälern. In der Bundeshauptstadt war der Start zur Impfkampagne am 27. Dezember erfolgt. Auch das weitere Vorgehen wird schon geplant. Ab 18. Jänner soll es eine Anmeldeplattform für die Bevölkerung geben.

In den ersten Tagen nach dem Auftakt im Dezember waren in Wien an die 2.000 Dosen verimpft worden, nun werden bis 12. Jänner rund 5.000 weitere verteilt, erklärte der Sprecher. Man habe die Tranchen abgerufen, als bekannt wurde, dass dies schon vor dem offiziellen Corona-Impfbeginn am 12. Jänner möglich sei.

Corona-Impfplan für die Bundesländer

Im Burgenland wird für kommenden Freitag die zweite Lieferung an Corona-Impfdosen erwartet. Geplant sei, dass das Land rund 3.900 Impfdosen erhalte, die Zahlen seien aber “stetig in Bewegung”, hieß es. Niederösterreich hat laut dem Sprecher von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) bisher 1.997 Impfdosen erhalten und verimpft – um knapp 700 weiger als vom Gesundheitsministerium kommuniziert. Für Dienstag war eine weitere Lieferung von 10.920 Dosen freigegeben worden, die spätestens ab kommendem Montag verimpft werden sollen.

Oberösterreich hat laut Krisenstab des Landes bisher 460 Dosen des Vakzins erhalten. 55 Personen sind bis einschließlich Montag damit geimpft worden, für die am Dienstag laufenden Impfungen in fünf Pflegeheimen wurden 380 Dosen angefordert.

Für den gesamten Jänner steht Oberösterreich ein Kontingent von rund 40.000 Impfdosen zur Verfügung. Das reicht für 20.000 Personen – der Rest ist für die zweite Teilimpfung reserviert. Beim Land wurde versichert, es könne sich bis Ende des Monats jeder Bewohner und jeder Mitarbeiter der Alters- und Pflegeheime immunisieren lassen.

In Salzburg sind mit Stichtag Montag, 4. Jänner laut Auskunft des Landes bisher Impfdosen für insgesamt 3.996 Impfungen zur Verfügung gestanden. Davon wurden bereits 201 verimpft – und zwar 96 am 27. Dezember im Seniorenwohnheim Salzburg-Liefering, 35 am 4. Jänner im Haus der Senioren in Kuchl (Tennengau) und 70 am Dienstag im Seniorenpflegeheim Schwarzach (Pongau).

Am Dienstag, dem ersten Impftag in Kärnten sind rund 300 Dosen verimpft worden. In vier Pflegeheimen bekamen Mitarbeiter und Bewohner, die sich angemeldet hatten, eine Dosis verabreicht, aber auch an die Impfenden selbst. Laut Vorarlberger Landespressestelle wurden im Ländle bisher insgesamt 525 Dosen “verimpft”. Aus Tirol war die Beantwortung einer Anfrage an das Land noch ausständig.

(APA/red)